Die Kirche muss nach Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx von der Welt neu denken lernen. Grundlage dafür seien Begegnung und Dialog, sagte Marx am Freitagabend in München. Das Denken mache den Menschen zum Menschen, unabhängig von seinem Glauben.
Anlass war die offizielle Einführung des neuen Direktors der Katholischen Akademie in Bayern, Achim Budde (49). Der habilitierte Theologe folgt Florian Schuller (71) nach, der im Oktober nach 18 Jahren verabschiedet wurde. Seit 2007 war der gebürtige Wormser Budde Leiter der Bildungsstätte Burg Rothenfels am Main.
Marx betonte, die Akademie müsse ein „Ort des Suchens und aufwühlenden Fragens, der Irritation“ sein und nicht abschließende Ergebnisse finden. Budde sagte, er gehe seine neue Aufgabe mit „Faszination und Respekt“ an. Die Akademie biete mit ihrer Unabhängigkeit einzigartige Möglichkeiten; doch werde es nicht einfach, diese angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen auch zu nutzen. Die schwindende Relevanz der Kirche werde zunehmend deutlich. „Unsere Stärke ist die Debatte, das geistige Ringen, die Kontroverse“, so der neue Direktor.
Dabei gebe es immer breitere Kreise auf allen Seiten, die auf einen Rückzug in die Blase der nur noch von Likes getragenen sozialen Vernetzung setzten und die argumentative Auseinandersetzung mit Andersdenkenden mieden, sagte Budde. „Das ist ein Rückfall in das 19. Jahrhundert mit den Mitteln des 21.“ Wer die Debatte scheue, dem fehlten die Argumente; dem sei die Wahrheit letztlich egal. – Die in München ansässige Katholische Akademie in Bayern ist eine gemeinschaftliche Einrichtung der sieben bayerischen Bistümer.