Aus Sicht der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not“ wird die Situation in Venezuela immer dramatischer.
Aus Sicht der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not“ wird die Situation in Venezuela immer dramatischer. „Die Menschen haben die Hoffnung fast verloren“, sagte Mitarbeiterin Maria Lozano am Samstag dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. Insgesamt herrsche „eine große Depression im ganzen Land. Es gibt viele Menschen, die wirklich denken, das Leben hat keinen Wert mehr.“
Eine Ärztin in einem Krankenhaus habe ihr erzählt, sie habe den Eindruck, „dass wir nicht hier sind, um Leben zu retten, sondern lediglich mittlerweile Sterbebegleitung machen“. Ein Bischof aus dem Osten des Landes habe ihr von Dörfern berichtet, die seit 30 Tagen keinen Strom mehr hätten, so Lozano weiter: „Man muss dann bedenken, dass sie oft auch kein Wasser haben, weil die Pumpen nicht funktionieren. Die Menschen können sich nicht mal richtig fortbewegen. Die Folge ist, dass es große Plünderungen gab.“
„Kirche in Not“ habe in den letzten Jahren die Hilfsgelder für Venezuela verfünffacht, vor allem über Kirchengemeinden, Priester und Ordensfrauen, berichtete Lozano. Viele Menschen kämen zur Kirche, um sich dort etwa Lebensmittel abzuholen, die sie sonst nicht bekämen.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hatte am Freitag erklärt, es rechne 2019 mit einer deutlichen Verschärfung der Migration im Zuge der Venezuela-Krise. Schon jetzt sei eine halbe Million venezolanischer Flüchtlingskinder in der Region auf Unterstützung angewiesen. Die Zahl dürfte in diesem Jahr auf 1,1 Millionen Kinder steigen. Insgesamt könnten Ende 2019 bis zu 4,9 Millionen Venezolaner wegen der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise ihre Heimat verlassen haben, hieß es.
Unicef appellierte an die Regierungen der umliegenden Länder wie Brasilien oder Kolumbien, Lebensunterhalt, Gesundheitsversorgung und Bildung für die entwurzelten Kinder sicherzustellen. Dies beginne mit ihrer ordentlichen Registrierung. Gerade Kinder litten unter den Auswirkungen ihrer Flucht und seien besonders gefährdet, zu Opfern von Ausbeutung, Missbrauch und Diskriminierung zu werden. Das Kinderhilfswerk selbst hat nach eigenen Angaben 69,5 Millionen US-Dollar für Hilfsmaßnahmen beantragt.