Ab Montag lebt die Menschheit ökologisch auf Pump. Bereits am 29. Juli sei das Budget der Natur für dieses Jahr aufgebraucht, teilte das Global Footprint Network in Berlin mit. Der in jedem Jahr errechnete „Erdüberlastungstag“ hatte im vergangenen Jahr noch auf dem 1. August gelegen. Rein rechnerisch beansprucht die Weltbevölkerung nach Angaben der Umweltorganisationen mittlerweile 1,75 Erden. Deutschland hatte seine natürlich verfügbaren Ressourcen für 2019 bereits am 3. Mai aufgebraucht.
In Deutschland tragen den Angaben zufolge vor allem die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Verkehr und industrielle Landwirtschaft sowie der große Flächenbedarf zur Überlastung der Erde bei. Die CO2-Emissionen seien seit 2009 nicht gesunken; das Festhalten an der Kohle verzögere eine Senkung der Emissionen.
Als besonders problematisch sehen die Autoren der Studie die Lage im Verkehrssektor: Seit 1990 seien die Emissionen im Straßenverkehr nicht gesunken und im Flugverkehr deutlich gestiegen. Auch der Energieverbrauch pro Kopf sei höher als im EU-Durchschnitt und habe sich in den letzten Jahren nur geringfügig reduziert. „Bei den Wachstumsraten der Erneuerbaren Energien besteht in Deutschland noch Verbesserungspotenzial.“ Auch die versiegelte Fläche in Deutschland wachse, kritisieren die Umweltorganisationen. Von 1992 bis 2017 habe sie um mehr als 22,8 Prozent zugenommen.
„Weltweit und auch hierzulande werden die gravierenden Folgen der Übernutzung und der Klimakrise immer sichtbarer“, erklärten Germanwatch, das Global Footprint Network und weitere Umweltorganisationen. Die Bundesregierung müsse mit einem Klimaschutzgesetz und einem CO2-Preis noch in diesem Jahr gegensteuern sowie wirkungsvolle Anreize zur Ressourcenschonung setzen.
„Statt ökologisch gegen die Wand zu fahren, wäre es für Deutschland von Vorteil, wenn sich seine Regierung für eine wesentlich ambitioniertere Energie-, Verkehrs- und Agrarpolitik stark machen und sich von der ressourcenintensiven und wachstumsbesessenen Wirtschaftsweise befreien würde“, sagte Mathis Wackernagel vom Global Footprint Network. Myriam Rapior aus dem Bundesvorstand der BUNDjugend erklärte: „Meine Generation will nicht länger zuschauen, wie wir unserer Lebensgrundlage beraubt werden.“
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erklärte, der Klimaschutz sei eine Überlebensfrage der Menschheit. Er verlangte mehr Investitionen in den internationalen Klimaschutz. „Vor allem Afrika muss zum grünen Kontinent der erneuerbaren Energien werden.“ Dafür sei unter anderem ein Technologieförderprogramm für erneuerbare Energien nötig.
Auch das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor forderte einen grundlegenden Wandel. Deutschland verbrauche von dem, was der gesamten Erde als Gemeinwohl gehöre, „wesentlich mehr, als uns zusteht“, sagte Misereor-Chef Pirmin Spiegel.