Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat beim Paderborner Libori-Fest die Massenproduktion und -vermarktung in der Landwirtschaft sowie eine Billig-Mentalität der Verbraucher kritisiert. Der Mensch behandle die Erde nicht als Schöpfung Gottes, sondern als seine „Umwelt“, mit der er glaube machen zu können, was er wolle, sagte Bode am Dienstag im Gottesdienst mit dem Landvolk. Mit Verweis auf das diesjährige Libori-Motto „Im Himmel und auf Erden“ rief er dazu auf, die Landwirtschaft wieder zu „erden“.
Der einzelne Bauer sei zwar nur Teil des großen Systems, so Bode. Aber auch er trage Mitverantwortung. Jeder Einzelne müsse sich einbringen, um Gottes Schöpfung zu bewahren. Es gehe darum, mit der Erde „wie ein Hirte umzugehen und nicht wie ein Herrscher“, so der Bischof. Veränderungen könnten vor allem die Menschen auf dem Land bewirken, die der Erde traditionell näher stünden. Aufgabe der Kirche könne es in dem Prozess sein, die beteiligten Gruppen an einen Tisch zu bringen.
Bode äußerte sich auch zur angekündigten Reformdebatte in der katholischen Kirche in Deutschland. Auch dabei müsse das Ziel eine „Erdung“ des Glaubens sein. Beim „synodalen Weg“ werde es darum gehen müssen, den Glauben wieder „näher an die Lebenswirklichkeiten der Menschen“ zu bringen. Die Kirche müsse daran arbeiten, „das Evangelium in unsere Zeit zu übersetzen“, wie es schon das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) gefordert habe. Dazu gehörten eine Beteiligung von Frauen an Diensten und Ämtern und das Teilen von Macht zwischen Priestern und Gläubigen. Zudem müsse der priesterliche Dienst „verstehbar und lebbar“ gemacht werden, so Bode.
Das neuntägige Libori-Fest war am Samstag eröffnet worden. Es zieht jedes Jahr rund eine Million Besucher an. Der heilige Liborius war im 4. Jahrhundert Bischof von Le Mans in Nordwestfrankreich. Von dort waren seine Gebeine im Jahr 836 nach Paderborn überführt worden.