Moskauer Patriarch bricht mit griechischem Kirchenoberhaupt

Nach mehr als drei Jahren hat sich der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. erstmals öffentlich zu seinem historischen Treffen mit Papst Franziskus im Februar 2016 positiv geäußert. Unterdessen spaltet der Streit um die Ukraine spaltet die orthodoxe Kirche weiter.

Kyrill I. strich am Sonntag den Namen des Oberhaupts der griechisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hieronymos, aus seiner Gottesdienstliturgie in Moskau. Zugleich beendete er laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax die eucharistische Gemeinschaft mit dem Bischof und untersagte Pilgerreisen in dessen Diözese Athen.

Der Russischer Patriarch Kyrill (Foto: © Belish | Dreamstime.com)

Mit den Sanktionen reagiert Kyrill I. auf die Anerkennung der neuen eigenständigen orthodoxen Kirche der Ukraine durch Hieronymos. Der entsprechende Brief des griechischen Kirchenoberhaupts an Metropolit Epiphanius, dem Kopf der ukrainischen Kirche, war am vergangenen Dienstag in Kiew veröffentlicht worden. Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche hatte Mitte Oktober beschlossen, dann die eucharistische Gemeinschaft einzustellen. Anders als beim Bruch der russisch-orthodoxen Kirche mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel 2018 gelten die Sanktionen aber nur für Hieronymos und seine Diözese, nicht jedoch für seine ganze Kirche.

Die russisch-orthodoxe Kirche sieht im südlichen Nachbarland die ihr unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche bedroht. Die mit dieser konkurrierende, im Dezember 2018 gegründete eigenständige (autokephale) Kirche der Ukraine brandmarkt sie als „schismatisch“. Das Moskauer Patriarchat wirft Hieronymos und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. vor, die gesamtorthodoxe Einheit durch ihre Kirchengemeinschaft mit einer „nicht kanonischen ukrainischen schismatischen Gruppe“ zu zerstören. Kyrill I. äußerte sich allerdings am Wochenende zunächst nicht selber dazu. Die Oberhäupter aller orthodoxen Landeskirchen erinnern in ihren Gottesdiensten traditionell an alle übrigen 14 Oberhäupter. Die Streichung eines Namens aus der Liturgie gilt als schwere Strafe.

Die neue ukrainische Kirche ist in der Weltorthodoxie isoliert. Nur das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel und die griechisch-orthodoxe Kirche erkennen sie bisher an, die übrigen orthodoxen Landeskirchen dagegen nicht. Hintergrund der Gründung der ukrainischen Kirche ist der Konflikt zwischen Kiew und Moskau um die ukrainische Halbinsel Krim und die Ostukraine.

Unterdessen hat sich der Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat erstmals öffentlich zu seinem historischen Treffen mit Papst Franziskus im Februar 2016 auf Kuba Stellung genommen. Bei einer Begegnung mit dem neuen kubanischen Präsidenten Miguel Mario Diaz-Canel Bermudez in Moskau bezeichnete er das damalige Gespräch mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche als historische Zusammenkunft „am richtigen Platz“ und „im richtigen Augenblick“. Unter „idealen Bedingungen“ sei es möglich gewesen, ein zweistündiges, „wahrhaft brüderliches“ Gespräch über wichtige Fragen zu führen, zitierte die Wiener Stiftung „Pro Oriente“ (Sonntag) den Patriarchen.

Im Mittelpunkt habe die Christenverfolgung gestanden, erinnerte Kyrill I. demnach. Eine Konsequenz des Gesprächs sei gewesen, dass der Ausdruck „Genozid an den Christen“ – den man zuvor im Westen nicht gebrauchen wollte – international üblich wurde. Auch der US-Kongress habe nach der „gemeinsamen Erklärung“ von Havanna den Begriff des „Genozids an den Christen“ immer wieder verwendet. Die „gemeinsame Erklärung“ sei überhaupt der Grundstein für gemeinsame Aktionen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche angesichts der vielen Probleme geworden, vor denen die Mehrheit der Menschen in aller Welt heute stehe.

Weiter berichtete der Moskauer Patriarch bei der Begegnung mit Präsident Diaz-Canel am Mittwoch, dass in Havanna auch intensiv über den Ukraine-Konflikt gesprochen wurde. Der Appell für Solidarität und Befriedung sei „sehr wichtig“ gewesen. Mit dem Papst sei er sich einig gewesen, dass Kirche immer die Aufgabe habe, die Differenzen zu verringern und Kompromisse zu suchen, keinesfalls dürfe sie die Gegensätze verstärken.

Kyrill I. hatte Franziskus bei dessen Kubareise am 12. Februar 2016 auf dem Flughafen von Havanna getroffen. Es war die erste Begegnung zwischen einem römischen Papst und einem russisch-orthodoxen Patriarchen. Dabei unterzeichneten sie auch eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Geschwisterlichkeit beider Kirchen betonten.