Sie singen als Männer und Frauen vom See. Denn die, die am kommenden Samstag, 23. November, 18 Uhr, im Alttarraum von St. Augustinus stehen, erzählen in Liedern, gesprochenen Szenen und Meditationen von Menschen, die sich am See Genesareth aus ihrem Alltag reißen ließen. Beim Musical Kapernaum, von „Kontakte“ aus Lembeck im Münsterland aufgeführt, geht es dann um die Jünger und Frauen rund um Jesus. Ihre Erfahrungen, die auch heute Bedeutung haben sollen, leben von Begeisterung für seine Nachfolge. In den 16 Liedern schwingen aber auch menschliche Enttäuschungen mit, die die aus Kapernaum so wie Jesus-Begeisterte 2019 durchleben.

(Foto: Martin Fahlbusch)
Davon berichtet der knapp 20 Sängerinnen und Sänger starke Chor in der Art eines „Klassentreffens“. Es bietet Erinnerungen an Jesus und findet nach Jesu Tod erneut in Kapernaum, der Stadt unweit des Sees, statt. Erstaunlich ist, dass die 40- bis 60-Jährigen Interpreten in Gelsenkirchen ganz ohne Masken und Kostüme auskommen werden. „Der Verlag nennt unser Stück Musical“, sagt Helmut Zürrlein, Leiter der 2017 in Lembeck zum Stadt- und Kirchenjubiläum entstandenen Aufführung. „Das Stück ist aber eher ein kleines Oratorium“, erläutert der Musiker. So lebe, was in der Propstei zum 160. Geburtstag der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen Zentral zu hören sei, fast ausschließlich von Texten, Gesang und Musik. „Es kommt als Oratorium ohne Spielszenen und eine Bühne aus.“
Dafür führen Sprecher des Lembecker Ensembles die Zuhörer vor jedem der 16 Lieder in vier oder fünf Sätzen in das Geschehen der Gesänge ein. Der pensionierte Religions- und Physiklehrer erläutert: „Ergänzend zum Kapernaum-Buch haben wir Meditationen und Impulse geschrieben.“ Das baue Brücken. „Denn mit den Erfahrungen der Jünger, die von Jesus berichten, haben Menschen bis heute in anderen Lebenssituationen zu tun.“
Für die Menschen in Gelsenkirchen soll die Aufführung auch eine Art Geschenk zu zwei Jubiläen bei Kolping sein. „Im Jahr des 160. Geburtstages der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen-Zentral und 150 Jahre nach Errichtung unseres Kolpinghauses präsentieren wir Mitgliedern, der Pfarrei St. Augustinus und allen Interessierten das Musical aus Lembeck“, erläutern Hermann und Christiane Wilmshöfer von Kolping.
Berufung, Freude, aber auch Niedergeschlagenheit
„Die Themen des Stücks von Jürgen Werth und Hans Werner Scharnowski sind zeitlos“, berichten sie nach Gesprächen zum Stück und der Einsicht in bisherige Aufführungs-Berichte. „Sie handeln in interessanten Texten von Berufung, unterschiedlichen Jesus-Begegnungen, aber auch von Enttäuschungen bis zum Burnout.“
„Es war schon seltsam…“, betont auch das „Kontakte“-Skript zur Aufführung, „Jesus tauchte erst mit ungefähr dreißig aus der Verborgenheit auf und ging an die Öffentlichkeit. Aber er wirkte so eindrucksvoll auf seine Jünger, dass sie ihm ohne Zögern, ohne irgendeine Rückfrage und ohne einen Abschied von zu Hause folgten. Im heutigen Leben unvorstellbar…“
Gerade deshalb hat sich aber die bereits vor 40 Jahren als Jugendchor entstandene Lembecker Musikgruppe in ihrer Geschichte immer wieder Musikstücken mit religiösem Inhalt genähert. „Heute sind wir eine Gruppe von Ü-40 und weit älter“, erklärt Zürrlein. „Franziskus und Don Bosco, beides Stücke aus der Feder von Ludger Edelkötter, haben uns über die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten hinaus begeistert.“ Auch da ging es um Freude am Glauben, die ausstrahlt und die sich dann auch anderen Menschen und, wie bei Franziskus, auch der Schöpfung zuwandte. Warum der Chor Jahre später noch in Gelsenkirchen begeistern will?
„Wir haben aus allen Jahren Ordner einzelner Lieder und Kompositionen unseres Repertoires.“ Für Sängerinnen, Sänger und Zuhörer habe das, was darin enthalten ist, oft für Lebens- und Glaubenserfahrungen sowie musikalische Vielfalt gestanden. Auch nach den bisherigen vier Aufführungen von „Kapernaum“ in Lembeck, Metelen, Wulfen und Essen-Borbeck hätten Gespräche nach den Aufführungen gezeigt, „wie die Musik und ihr Inhalt die interessierten Besucher ansprach“. In Gelsenkirchen will der Chor unter Zürrlein daran anknüpfen. Langweilig werde es nicht werden, verspricht der Chorleiter.
Dafür sorgt allein schon die Vertonung des Oratoriums. Begleitet von Gitarren, zwei Keyboards, dem Bass und der Cachon präsentieren die knapp 20 Sänger auch stilistisch viel. Die „Jüngerinnen“ und „Jünger“ singen melodische Balladen, rockige Songs und eingängige Pop-Kompositionen.