Abschied im Bergmannsfeld

Die Fußbodenheizung ist kaputt und der Beton marode. Doch Investitionen werden am Gemeindezentrum im Bergmannsfeld nicht mehr vorgenommen. Stattdessen wird am Samstag, 23. November, 15 Uhr, die letzte heilige Messe gefeiert. Dass die Räumlichkeiten an der Albert-Schweitzer-Straße nicht weiter genutzt werden, hatte auch aufgrund dieser Tatsachen bereits das Votum im Pfarreientwicklungsprozess (PEP) St. Laurentius festgeschrieben. Trotzdem werde es sicherlich viele Menschen geben, die traurig oder wütend sein werden, wenn die einst gut besuchte Kirche im Bergmannsfeld schließt, heißt es in den Gemeinde­nachrichten.

Früher habe es im Zentrum der Hochhaussiedlung viel Leben gegeben, irgendwann habe sich „alles gedreht“, die Zahl der Katholiken immer mehr abgenommen, so Ewald Hillmann. Als Diakon mit Koordinierungsaufgaben ist er zurzeit für die Horster Gemeinde St. Joseph zuständig, zu der auch das Zentrum im Bergmannsfeld gehört. Was mit dem Gelände geschieht, ist noch offen, sagt Hillmann. Die Pfarrei hoffe jedoch auf einen Investor, der die anliegende dreigruppige Kindertagesstätte übernimmt und dann auch neu baut und vergrößert. Da die Kirche nie geweiht wurde und auch kein Patronat hat, muss sie nicht entweiht werden. 1975 war der Grundstein gelegt worden, die Einsegnung fand 1977 statt. Für Einrichtungsgegenstände, die auch aus bereits geschlossenen Kirchen wie St. Christophorus in Kray oder St. Hermann-Josef in Dellwig übernommen worden waren, sind teilweise neue Orte gefunden worden. Die kleine Orgel wird in St. Joseph integriert, wo auch der Osterständer seinen Platz findet. Eine der Krippen geht an die evangelische Zionskirche.

Gruppen brauchen neue Heimat

Auch Gruppen, die sich bisher im Gemeindezentrum getroffen haben, brauchen eine neue Heimat. Eine Reihe von Seniorinnen beispielsweise, die sich 14-tägig immer donnerstags mit Pastor Hans-Joachim Gaberle zur Feier der heiligen Messe getroffen hat, kann vorerst einen Nebenraum der KiTa nutzen. Das Mittagessen für Senioren, das einmal im Monat am Sonntag angeboten wird, wird zukünftig im Gemeindezentrum von St. Joseph gekocht. Bevor das Gemeindezentrum am Samstag geschlossen wird, findet nach der letzten heiligen Messe noch einmal ein Adventsbasar statt.

Ein neues Angebot gibt es dagegen in einer anderen Kirche der St.-Laurentius-Pfarrei. Ab dem ersten Adventssonntag, 1. Dezember, kann in der Krayer Kirche „Barbaras Turmcafé“ besucht werden. Auch damit findet eine Entscheidung des PEP-Votums ihre Umsetzung, denn St. Barbara soll zu einem sozial-pastoralen Zentrum werden. Begonnen wird jetzt mit dem Café, das in das hintere rechte Seitenschiff integriert wird. Besucher sind zunächst nach der Sonntagsmesse zu Kaffee und Kuchen oder auch Suppe eingeladen. Wenn das Angebot angenommen wird und sich weitere Mitarbeiter gefunden haben, soll das Café auch in der Woche ein- bis zweimal geöffnet sein, erklärt Diakon Ewald Hillmann, der das Projekt gemeinsam mit Elke Scheermesser leitet.

Finanziert wird das neue Café durch den Sozialfonds des Bistums Essen. Schließlich mussten Tische und Stühle sowie Küchengeräte angeschafft werden. Mit Stellwänden und Pflanzen soll das Café mit maximal 20 Sitzplätzen vom restlichen Kirchenraum abgetrennt werden. Dadurch werde der Kirchenraum nicht zerstört, meint Diakon Hillmann, der weiß, dass die Umsetzung der Idee in dem neogotischen Gotteshaus nicht nur Befürworter findet. „Das Café soll zu einem Ort der Begegnung für den Stadtteil werden“, betont der Diakon. Zwar ist das Café auch als Anlaufstelle für sozial schwache Menschen gedacht – Essen und Getränke sind kostenlos beziehungsweise auf Spendenbasis erhältlich –, doch grundsätzlich ist es für alle Interessierten offen und soll Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich zeigen. Diakon Hillmann hofft, dass Besucher von Barbaras Turmcafé im Laufe der Zeit vielleicht auch als Helfer fungieren – ganz nach dem Motto „hier wird mir geholfen, dort kann auch ich helfen“. Er habe bereits des öfteren erlebt, dass das funktioniert.

Die Notwendigkeit eines solchen Angebots gerade auch für finanziell schlecht gestellte Menschen, betont Elke Scheermesser. „Im Gemeindebüro schellen viele Menschen an, die Hunger haben“, weiß sie. Diese Menschen seien auf „unsere Barmherzigkeit angewiesen“. Als Mitarbeiter im Café kann sie sich gut Menschen vorstellen, die Erfahrung in praktischer Sozialarbeit haben, die Besuchern, die vielleicht nach Unterstützung suchen, weitere Hilfestellungen geben können. Grundsätzlich – so heißt es auch in den Gemeindenachrichten – seien aber alle eingeladen zu helfen, die Zeit erübrigen können und gerne mit anderen in Kontakt kommen.

Ulrike Beckmann