Osnabrück – Durch Corona-Patienten rechnet der Katholische Krankenhausverband (kkvd) rechnet mit einer Überlastung von Klinken. Derzeit werde versucht, Ärzte und Pflegekräfte „solche extremen Herausforderungen vorzubereiten, in denen sie eine Auswahl treffen müssen“, sagte der kkvd-Vizevorsitzende, Ingo Morell, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag). Anlass seien Gespräche mit italienischen Kollegen, die nicht alle Patienten behandeln konnten.
Ärzte und Pflegekräfte dürfe man in einer solchen Situation nicht alleine lassen, betonte Morell. „Wir setzen uns intensiv mit diesen eigentlich unvorstellbaren Lazarett-Szenarien auseinander und werden versuchen, eine seelsorgerische Betreuung des Personals sicherzustellen.“ Es werde nie eine einfache Antwort auf die Frage geben, nach welchen Kriterien eine solche Entscheidung zu treffen sei.
Das Personal werde auch künftig der größte Engpass bleiben, fügte Morell hinzu. Es brauche zudem ausreichend Schutzkleidung. Schon heute steckten sich Pflegekräfte an, etwa, wenn in Nachtschichten ein neuer Corona-Patient aufgenommen werden müsse. „Womöglich müssen auch wir in vier Wochen bewusst infizierte Pflegekräfte und Ärzte weiterarbeiten lassen, weil es anders schlicht nicht mehr geht, weil zu viele Patienten behandelt werden müssen“, sagte der Experte.
Für die Krankenhäuser bleiben existenzielle Fragen offen
Aus Sicht des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands bleiben mit dem Maßnahmenpaket, das Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag dem Bundeskabinett einen überarbeiteten Gesetzentwurf vorgelegt hat, zu viele auch existenzielle Fragen für die Kliniken offen. Der Verband unterstützt die Ankündigung des Ministers, dass das Paket schnell überprüft und weiterentwickelt werden soll.
„Die Krankenhausteams arbeiten unter Hochdruck und mit großem Engagement daran, die Versorgung der Patienten in der Corona-Pandemie zu sichern“, sagte Morell. „Für Reha-Kliniken gibt es noch keine Kompensation. Für alle anderen Krankenhäuser bleiben Unsicherheiten bestehen und die Liquidität ist weiterhin nicht für alle Häuser gesichert.“ Auch werde die Bürokratie nicht zurückgefahren, sondern teilweise noch ausgeweitet. „Angesichts der größten Krise des Landes seit dem zweiten Weltkrieg müssen die Krankenhäuser weiter in zwei Welten agieren. Einerseits ist das die Krisenbewältigung, andererseits sind dies die Anforderungen des bürokratischen Fallpauschalensystems.“ Besser wäre es aus Sicht Modells gewesen, „den Kliniken in dieser schwierigen Situation für eine begrenzte Zeit durch eine pauschale Vergütung den Rücken frei zu halten“.
Maßnahmenpaket „viel zu eng gestrickt“
Nach massiver Kritik hatte Gesundheitsminister Spahn am Wochenende einen Gesetzentwurf zum Ausgleich der Belastungen für Krankenhäuser angesichts der Corona-Pandemie überarbeitet und Verbesserungen aufgenommen. „Die Unsicherheiten und Belastungen führen in der aktuellen Situation zu einer großen Frustration in den Krankenhäusern“, sagte Morell.
Obwohl die Pandemie-Bekämpfung höchste Priorität habe, „müssen sie nun in Budgetverhandlungen für das Jahr 2020 mit den Krankenkassen eintreten“. Die Pauschale für freigehaltene Betten sei an eine wöchentliche Meldung an die Landesbehörden geknüpft. Auch sei der Zuschlag für zusätzliche Schutzmaßnahmen mit 50 Euro pro Patient zu knapp kalkuliert. „Das Maßnahmenpaket ist schon vor Inkrafttreten viel zu eng gestrickt. Eine Überprüfung bis zum 30. Juni reicht nicht aus. Sie muss direkt beginnen, so dass schnell Korrekturen vorgenommen werden können“, erklärte Morell.