Berlin – Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2018 erneut verschlechtert. 13 Prozent lagen im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, 64 Prozent im „grünen Bereich“. 2017 lagen noch 11 Prozent im „roten Bereich“.
Auch die Erträge sind um 0,1 Prozent gesunken, wohl aufgrund der weiter zurückgehenden Anzahl stationärer Fälle. Zu diesem Ergebnis kommt der „Krankenhaus Rating Report“, der am Donnerstag im Rahmen des „Hauptstadtkongress 2020 – Medizin und Gesundheit“ in Berlin vorgestellt wurde.
Die Ertragslage der Kliniken hat sich 2018 ebenfalls verschlechtert: 29 Prozent der Krankenhäuser schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust, 2017 waren es noch 27 Prozent. Gründe hierfür könnten der zunehmende Fachkräftemangel und intensivere Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) sein, verbunden mit einer zunehmenden Ambulantisierung, sagte der Gesundheitsökonom Sebastian Krolop von der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS).
Regionale Unterschiede
Kliniken in freigemeinnütziger (kirchlicher) und privater Trägerschaft schneiden bei der wirtschaftlichen Situation durchschnittlich besser ab als kommunale Kliniken. Regional geht es den Krankenhäusern in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern am schlechtesten, besser sieht es in Ostdeutschland aus.
Die Zufriedenheit der Patienten bewerten die Experten mit 80 Prozent als hoch, auch wenn sie sich seit 2014 jährlich leicht verschlechtert. Freigemeinnützige Träger schneiden bei der Zufriedenheit mit der pflegerischen Betreuung besser ab als öffentlich-rechtliche und private Träger. Sie punkten auch bei der „Weiterempfehlung“. In städtischen Gebieten fällt die Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung besser, mit der pflegerischen Betreuung schlechter aus.
Trend zu ambulanten Behandlungen
Bei den Behandlungsfällen erwarten die Autoren langfristig trotz zunehmender Alterung Stagnation und sinkenden Bedarf an Krankenhausbetten. Das liegt am andauernden Trend zu ambulanten Behandlungen sowie einer zurückgehenden Verweildauer im Krankenhaus. Das würde aus Sicht der Experten bei Fortschreibung des Status quo zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage führen. Der Anteil der Krankenhäuser im „grünen Bereich“ werde von 64 Prozent bis 2025 auf 54 Prozent sinken.
Die Corona-Krise wird laut Bericht durch Stützungsmaßnahmen des Staates zu einer kurzfristigen Erholung führen. 2022 dürfte aber wieder das Normalniveau erreicht werden. „Spätestens nach der Bundestagswahl 2021 werden die massiven finanziellen Belastungen aus der COVID-19-Pandemie im gesamten Gesundheitswesen zu spüren sein“, sagte Gesundheitsökonom Boris Augurzky vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
Experten fordern mehr Gestaltungsfreiheit auf regionaler Ebene
Für eine zukunftsfähige Krankenhauslandschaft fordern die Experten mehr Gestaltungsfreiheit auf regionaler Ebene. In 40 Prozent der Kreise in Deutschland sei die Gesundheitsversorgung instabil. Vor allem in ländlichen Gegenden sollten regionale Gesundheitsbudgets erprobt werden. Auch sollten die Ambulantisierung der Medizin und Telemedizin gefördert werden. Die Grenzen zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern, aber auch zum Pflegebereich müssten aufgeweicht werden.