Berlin – Die Umwidmung der Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee wird nach Angaben des Außenministeriums in Berlin „mit Sicherheit“ auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung der UN-Kulturorganisation Unesco kommen. Das weltberühmte Bauwerk sei seit 1985 eine Weltkulturerbestätte und gehöre zum Erbe der Menschheit, betonte ein Sprecher des Außenamtes am Montag in Berlin. Deshalb hätte die Türkei vor der Umwidmung die Unesco konsultieren müssen. Das sei unterblieben.
Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, dass die Bundesregierung die Entscheidung der Türkei „mit Bedauern“ zur Kenntnis genommen habe. Die Hagia Sophia habe eine große kulturhistorische und religiöse Bedeutung sowohl für das Christentum als auch für den Islam, sagte Seibert. Die Bundesregierung messe dem interreligiösen Dialog hohen Wert bei. Der Status als Museum habe Menschen aller Glaubensrichtungen zu jedem Zeitpunkt freien Zugang zu diesem „Meisterwerk“ ermöglicht. Jetzt gelte es abzuwarten, wie die weitere Regelung der Nutzung und Ausgestaltung aussehen werde.
Im Jahr 537 als byzantinische Reichskirche geweiht
Die Ankündigung der Türkei, den weltberühmten Sakralbau in Istanbul umzuwidmen, hatte international für Kritik gesorgt. Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hatte am Freitag den Status des Bauwerks als Museum aufgehoben. Präsident Erdogan unterzeichnete daraufhin ein Dekret zur Nutzung als Moschee und kündigte für den 24. Juli das erste Freitagsgebet an.
Die Hagia Sophia („Göttliche Weisheit“) wurde 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die türkischen Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee. Republikgründer Mustafa Kemal „Atatürk“ machte sie 1934 zum Museum.