Apostolischer Vikar: Umwidmung der Hagia Sophia nachvollziehbar

Paolo Bizzeti, Apostolischer Vikar von Anatolien, hat Verständnis für die Umwidmung der Istanbuler Hagia Sophia zur Moschee geäußert. Die Entscheidung sei „keine Kurzschlusshandlung“ von Präsident Recep Tayyip Erdogan gewesen, sagte der italienische Jesuit dem katholischen Pressedienst SIR (Montag). Schließlich befürworteten laut aktuellen Umfragen 70 Prozent der türkischen Bevölkerung den Schritt. „Das ist eine Tatsache, der man Rechnung tragen muss.“ Dennoch teile er den Schmerz vieler Christen angesichts der neuen Entwicklung.

Die Hagia Sophia (Bild von Niek Verlaan auf Pixabay)

Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hatte am Freitag den Status des berühmten Bauwerks als Museum aufgehoben. Erdogan unterzeichnete darauf ein Dekret zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee. Bischof Bizzeti hofft, dass auch Christen künftig eine Gebetsmöglichkeit in dem als kaiserliche Kirche errichteten Gotteshaus eingeräumt wird. Zuversicht schöpfe er aus „Hinweisen auf Glauben und Gebet“, die Erdogan in seiner Entscheidungsbegründung gegeben habe. Bizzeti bezeichnete den Präsidenten als einen „Mann des Glaubens und der Religion“. Nun müsse man abwarten, wie die Umgestaltung der Hagia Sophia letztlich ausfalle.

Größte Kirche des Christentums

Die Hagia Sophia, die der göttlichen Weisheit gewidmet ist, wurde 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die türkischen Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee und mit Minaretten versehen. Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk machte sie 1934 zum Museum.

kna