Papst: „Mangel an Liebe ist der tiefere Grund all unserer Übel“

Bei einem ökumenischen Friedensgebet in Rom hat Papst Franziskus die Menschen zu mehr Einigkeit und Geschwisterlichkeit aufgerufen. „Mangel an Liebe“ sei der tiefere „Grund unserer persönlichen, sozialen, internationalen und ökologischen Probleme“, so das Kirchenoberhaupt am Dienstag in der Kirche Santa Maria in Aracoeli. Wie leicht sei es, so der Papst, „zu kritisieren, gegen jemanden zu sprechen, das Schlechte beim Nächsten und nicht bei sich selbst zu sehen und letztendlich die Schuld auf die Schwachen und Ausgegrenzten abzuwälzen!“

Papst Franziskus

Papst Franziskus (Papst Franziskus (Foto: © NeneoDreamstime.com))

An dem Gebet nahmen auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomaios I. sowie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm teil. Erzbischof Justin Welby von Canterbury konnte wegen der Pandemiebeschränkungen nicht anreisen. Das von der Gemeinschaft Sant’Egidio organisierte interreligiöse Friedenstreffen ist die erste öffentliche Veranstaltung, zu der Franziskus seit Beginn des Lockdown den Vatikan verlässt. Erstmals trug der Papst bei einem öffentlichen Auftritt wie alle anderen ständig eine Maske.

Mit Bezug auf das Motto des Treffens, „Niemand rettet sich allein“, sagte Bischof Bedford-Strohm in einer Meditation: „Fragen zu stellen und sich anrühren zu lassen von der Not Anderer“ sei kein „Katalysator für ein schlechtes Gewissen“. Es sei vielmehr „Türöffner für ein erfülltes Leben“, „der Weg zu Frieden und Geschwisterlichkeit“. Parallel zu den Christen beteten Angehörige anderer Religionen in Räumlichkeiten rund um den Kapitolhügel. Auf dem Kapitol selbst findet anschließend eine Begegnung der Religionsvertreter statt.

Eine ursprünglich vorgesehene Videobotschaft von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fällt aus; die Politikerin befindet sich derzeit in Quarantäne in Brüssel. Neben Bartholomaios und dem Papst sprechen Frankreichs Oberrabbiner Haim Korsia sowie je ein Sikh, ein Hindu und ein Buddhist. Zudem soll eine Botschaft des Kairoer Großimams Ahmad Al-Tayyeb verlesen werden. Für den Abschluss des Treffens ist die Unterzeichnung eines gemeinsamen Friedensappells geplant. Diesen wollen die Religionsvertreter an anwesende Politiker, darunter Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella, und Diplomaten weitergeben.

kna