Nördlingen – Der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier hat Christen verschiedener Konfessionen angesichts von Veränderungen in der Gesellschaft zu mehr Zusammenarbeit aufgerufen. „In unseren Städten, aber auch in mehr ländlich geprägten Gegenden schält sich eine Herausforderung immer deutlicher heraus: die Begegnung von Kulturen und Religionen“, sagte Meier am Reformationstag in Nördlingen. Der Bischof ergänzte: „In der multireligiösen Gesellschaft träume ich davon, dass wir Christen enger zusammenrücken. Darin sehe ich eine Chance zu mehr Ökumene.“
„Die Menschen warten auf das Zeugnis“
Meier betonte, Christen seien nicht gefragt als Leisetreter oder Miesepeter. „Unser Land braucht nicht unsere vereinigten Frustrationen; die Menschen warten auf das Zeugnis, das wir Christen gemeinsam ablegen können.“ Der Bischof ergänzte: „Der Brunnen, der uns Jesus Christus erschließt, ist so tief, dass eine Kirche allein ihn gar nicht auszuschöpfen vermag.“ Keine Kirche sei allein selig machend. „Keine Kirche hat ein Monopol auf Jesus Christus und seinen Heiligen Geist. Wir brauchen einander, um gemeinsam dem Evangelium auf den Grund zu gehen.“
Ökumene der Ehrlichkeit
Ferner verwies Meier auf konfessionelle Differenzen: „Den Tisch des Wortes dürfen wir gemeinsam decken, das Brot des Lebens teilen ist oft noch nicht möglich. Das ist eine Wunde, die weh tut. Diesen Schmerz gilt es im Moment noch auszuhalten.“ Meier weiter: „Vom Appell, die Konsensökumene durch die Ökumene der Profile abzulösen, halte ich allerdings wenig. Für mich ist jetzt die Ökumene der Ehrlichkeit dran.“ Dafür sei Empathie gefragt. „Empathie meint nicht Schmusekurs“, so der Bischof. Vielmehr gehe es um den ehrlichen Willen, sich mit den ökumenischen Partnern auf deren Denk- und Glaubensweg zu begeben, um sie besser und tiefer zu verstehen.