Papst Franziskus hat dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ins Gewissen geredet. Durch einen Sondergesandten ließ er laut Vatikanangaben seine Besorgnis über die aktuelle Lage in dem Land mitteilen.
Kirchenvertreter beschweren sich seit Monaten über Repressalien in Belarus
Kirchenvertreter beschweren sich seit Monaten über Repressalien. Die Regierung in Minsk verweigert Erzbischof Kondrusiewicz seit einem kurzen Aufenthalt in Polen Ende August die Wiedereinreise. Wenig später erklärte sie seinen Reisepass für ungültig. Anfang Dezember wurden zwei regimekritische katholische Priester zu je zehn Tagen Gefängnis verurteilt. Sie haben ihre Haftstrafen inzwischen abgesessen.
Lukaschenko: Papst Franziskus sei „ein Mann des Volkes“
Der seit 1994 regierende Lukaschenko betont seit Jahren immer wieder seine besonderen Beziehungen zu Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013). Dieser empfing ihn 2009 im Vatikan, kam aber Lukaschenkos Einladung nach Minsk nicht nach. 2016 besuchte der belarussische Präsident auch Papst Franziskus. Am Donnerstag unterstrich er: „Ich habe immer gesagt, dass der jetzige Papst Franziskus aus meiner Sicht ein Mann des Volkes ist. Das fasziniert mich sehr.“
Anfang Dezember hatte die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja den Papst um Unterstützung gebeten. „Im Namen des belarussischen Volkes bitten wir Sie um Ihre heiligen Gebete und Ihr echtes Wort der Wahrheit und Gerechtigkeit, das für uns alle ein Segen sein wird“, schrieb die 38-Jährige aus ihrem Exil in Litauen an Franziskus. Zuvor hatte unter anderen auch ein katholischer Priester von Franziskus eine Unterstützung der Menschenrechte in Belarus verlangt und den Vatikan kritisiert.
Gemeinsame Botschaft „Gewalt, Gesetzlosigkeit, Ungerechtigkeit und Unwahrheit“
Dass der neue Papstbotschafter in Minsk, Erzbischof Ante Jozic, Anfang November Sekt mit Lukaschenko getrunken habe, der unschuldige Bürger ermorden lasse, sei „zu viel für die Belarussen“, so Pfarrer Wiachaslau Barok auf der Videoplattform YouTube. Anlass der umstrittenen Begegnung war die Übergabe von Jozics Beglaubigungsschreiben. Im August hatte der Papst bei einem Mittagsgebet auf dem Petersplatz die Machthaber in Belarus aufgerufen, Gerechtigkeit und Recht zu respektieren und auf Gewalt zu verzichten.
Im September war der vatikanische Außenminister Paul Gallagher in Belarus, um der katholischen Kirche und der Bevölkerung des Landes die Solidarität und Anteilnahme des Papstes zu zeigen. Die meisten Belarussen gehören der orthodoxen Kirche an; rund zehn Prozent sind Katholiken. Die katholischen Bischöfe des Landes verurteilten zuletzt Ende November in einer gemeinsamen Botschaft „Gewalt, Gesetzlosigkeit, Ungerechtigkeit und Unwahrheit“.