Die Bremer Sankt-Martini-Gemeinde will gegen die vorläufige Dienstenthebung ihres umstrittenen Pastors Olaf Latzel vorgehen.
Bremen – Die Bremer Sankt-Martini-Gemeinde will gegen die vorläufige Dienstenthebung ihres umstrittenen Pastors Olaf Latzel vorgehen. Der Vorstand werde am Montag Widerspruch gegen diese Maßnahme beim Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) einlegen, heißt es in einer auf der Internetseite der Gemeinde veröffentlichten Erklärung. Für die „unbarmherzige und rücksichtslose Haltung des Kirchenausschusses“ fehle dem Vorstand jedes Verständnis. Nach seiner Verurteilung wegen Volksverhetzung hatte Latzel einer von der BEK vorgeschlagenen Einigung über das Ruhen seines Dienstes nicht zugestimmt. Daraufhin enthob der Kirchenausschuss vergangene Woche den 53-Jährigen vorläufig seines Dienstes.
Pastor wegen Volksverhetzung verurteilt
Bei diesem Schritt gehe es nicht um etwaige theologische Differenzen, erklärte die BEK nun. „Die vorläufige Dienstenthebung von Herrn Latzel ist ein rein personalrechtlicher Akt infolge eines gegen ihn ergangenen Urteils in einem Strafprozess wegen Volksverhetzung vor einem Gericht der Bundesrepublik Deutschland.“ Der Vorstand der Sankt-Martini-Gemeinde kündigt in seiner Erklärung auch an, über eine Trennung von der BEK nachzudenken. Über weitere Schritte soll bei einem Sonderkonvent im Januar beraten werden. Das Gremium ruft die Gemeindemitglieder dazu auf, nicht in Eigeninitiative aus der Landeskirche auszutreten, „sondern als Mitglieder der Kirche den Kampf für die Wahrheit aufzunehmen“. Die BEK ist ein freiwilliger Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden in Bremen und Bremerhaven. Sie gilt aber als Landeskirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Das Amtsgericht Bremen hatte den Pastor Ende November wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt. Nach Auffassung des Amtsgerichts hat der Theologe zum Hass gegen Homosexuelle und Intergeschlechtliche angestachelt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Latzel hatte Berufung dagegen eingelegt, über die nun das Landgericht Bremen entscheiden muss.
BEK weist Kampf-Rhetorik zurück
Schon während des Strafprozesses hatte die Sankt-Martini-Gemeinde stets ihren Pastor unterstützt. In seiner Erklärung geht der Vorstand die BEK-Leitung scharf an: „Wie kann es sein, dass ein bibeltreuer Pastor von der Kirche zum Schweigen gebracht wird, die ersten Repräsentanten der Bremischen Evangelischen Kirche jedoch öffentlich Ideologien verbreiten dürfen, die eindeutig gegen die Bibel und gegen alle Bekenntnisse der Reformation gerichtet sind?“ Die BEK wies „die Kampf-Rhetorik“ zurück.
Latzel hatte bei einem auch auf Youtube veröffentlichten Eheseminar unter anderem gesagt: „Der ganze Gender-Dreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist zutiefst teuflisch und satanisch.“ Und: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Vor Gericht hatte sich der konservative Prediger für seine Worte entschuldigt und erklärt, sie seien missverstanden worden.