Zukunftsforscher: Deutsche haben gemischte Erwartungen

Die Erwartungen der Deutschen für das Jahr 2021 sind nach Ansicht des Zukunftsforschers Horst Opaschowski zwiegespalten.

Die Erwartungen der Deutschen für das Jahr 2021 sind nach Ansicht des Zukunftsforschers Horst Opaschowski zwiegespalten. Bei 83 Prozent der Bundesbürger dominiere sowohl die Sorge um Ungewissheit als auch die Freude über Verbesserungen, teilte Opaschowski am Montag in Hamburg mit. Er berief sich auf eine gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut ipsos durchgeführte Umfrage, bei der im November rund 1.000 Bundesbürger über 14 Jahren befragt worden seien.

Opaschowski: Achterbahn der Gefühle zwischen Angst und Hoffnung

„Seit Beginn der Corona-Pandemie erleben große Teile der Bevölkerung eine Achterbahn der Gefühle zwischen Angst und Hoffnung, reagieren aber dennoch weitgehend ruhig und besonnen“, so Opaschowski. „Mit einer ausgeglichenen Lebenshaltung versuchen sie, das Beste aus ihrem Leben in Alltag und Beruf zu machen.“ Der Experte für gesellschaftliche Entwicklungen sprach von einem „vorsichtigen Optimismus“.

Im Vergleich zum Vor-Krisen-Jahr erwarte die Bevölkerung im Jahr 2021 eine explosive Zunahme der sozialen Spaltung. Der Anteil der Menschen, die eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich befürchte, sei von 60 Prozent im Jahr 2019 auf 85 Prozent gestiegen. Vor allem die Bewohner im ländlichen Raum deuteten gravierende Ungleichheiten an. Dies berge „ein erhebliches Konflikt- und Unzufriedenheitspotenzial in naher Zukunft“.

Mehrheit will beim Konsum „maßvoller und bescheidener“ sein

Beim Konsumieren und Geldausgeben wollten laut der Umfrage 58 Prozent der Bevölkerung „maßvoller und bescheidener“ sein. „Shopping als Glücksgefühl geht zunehmend verloren“, folgert Opaschowski. Auch beim Reisen werden die Deutschen seinen Erkenntnissen nach bescheidener. Über zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) wollten in der kommenden Saison auf Auslandsreisen verzichten und Urlaub im Inland machen.

Zugleich erwarteten über zwei Drittel der Bevölkerung (68 Prozent) im nächsten Jahr einen größeren Zusammenhalt in der Gesellschaft. Die Menschen gingen gestärkt und sozial sensibler aus der Krise hervor, so Opaschowski. „Die Corona-Krise hat keinen neuen Menschen hervorgebracht, wohl aber ein ernsthaftes Nachdenken, im Alltag mehr für andere da zu sein.“ Horst Opaschowski leitet seit 2014 das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung in Hamburg. Am 3. Januar wird er 80 Jahre alt.

kna