Der Vatikan sollte die Verwendung von Spenden des sogenannten Peterspfennigs nach Ansicht von Kardinal George Pell genauer dokumentieren.
Rom – Der Vatikan sollte die Verwendung von Spenden des sogenannten Peterspfennigs nach Ansicht von Kardinal George Pell genauer dokumentieren. Er könne die Enttäuschung und Skepsis vieler Spender nach dem Finanzskandal des vatikanischen Staatssekretariats verstehen, sagte Pell am Donnerstag bei einem Online-Seminar in Rom. Die Einnahmen des Peterspfennig sollten für karitative Zwecke verwendet werden, teils auch für den Betrieb der Kurie, „aber sicher nicht um Haushaltslöcher zu stopfen oder für Finanzspekulationen“, so der frühere Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariats.
Pell: Finanzreform auf gutem Weg
Die Finanzreform von Papst Franziskus ist nach Aussage Pells auf gutem Weg. Insbesondere die jüngsten Maßnahmen, die Vermögensverwaltung für alle Kurieneinrichtungen zentral zu organisieren und die Kontrolle darüber dem Wirtschaftssekretariat zu geben, sei „ein großer Fortschritt, wenn das denn richtig umgesetzt und gehandhabt wird“, so Pell. Der Kardinal äußerte sich bei einer Veranstaltung des „Global Institute for Church Management“ in Indiana/USA und der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom über Transparenz in der Kirche.
Vor allem mit der durch die Pandemie verschärften Finanzkrise brauche nicht nur der Vatikan in Wirtschaftsfragen kompetente Berater und Kontrolleure. Die entsprechenden Gremien müssten „alle notwendigen Informationen bekommen und tatsächlich entscheiden können – nicht bloß kommentieren“, so Pell weiter. Dies scheine im Vatikan nun endlich gegeben zu sein. „Papst Franziskus kämpft für mehr Transparenz, aber nur weil er etwas sagt, geschieht dies nicht automatisch.“
Deutlicher Nachholbedarf
Der Australier räumte ein, bei seinem Amtsantritt 2014 als Leiter des neu geschaffenen Wirtschaftssekretariats habe es gewisse kulturelle Reibungen mit anderen in der Kurie gegeben. „Wie der Papst kam auch ich vom anderen Ende der Welt“, sagte Pell. Man habe damals von anderen Behörden nur einige Maßnahmen traditioneller Buchhaltung verlangt – etwa die regelmäßige Anpassung von Budgets an die laufende Ausgabenentwicklung. So etwas sei aber nicht überall Praxis gewesen; „da gab es deutlichen Nachholbedarf“, kritisierte er.