Die Nikolaus-Groß-Gedenkstätte in der Kirche St. Mauritius in Niederwenigern wurde beschädigt. Verantwortliche entdeckten am vergangen Montag, dass das zerbrochene Bronze-Hakenkreuz gestohlen wurde.
Hattingen. Die Nikolaus-Groß-Gedenkstätte in der Kirche St. Mauritius in Niederwenigern wurde beschädigt. Verantwortliche entdeckten am vergangen Montag, ein großes Bronze-Element entwendet wurde. Hiebei handelt es sich um ein künstlerisch gestaltetes zerbrochenes Hakenkreuz. Die Polizei schließt einen politischen Hintergrund nicht aus und den Fall an den Staatsschutz übergeben.
Stefan Hülsdell vom Nikolaus Groß e. V. ging zunächst von einem Diebstahl von vielleicht zwei Kilo Bronze aus. Auf dem gemauerten Backsteinsockel in der Kirche verbleibt jetzt die schwarz gefärbte Plastik, die Groß mit dem Stift in der Hand als Arbeitersekretär und Redakteur zeigt. Die Hattinger Polizeidirektion teilt auf Anfrage mit, dass sie den Fall an den Staatsschutz des Polizeipräsidiums Hagen übergeben hat. „Ein politischer Hintergrund kann bei dieser Tat nicht ausgeschlossen werden“, erklären die Hattinger Polizei.
Entsetzen über die Zerstörung
Hülsdell reagierte entsetzt auf die Zerstörung des Gesamtwerks des bekannten Düsseldorfers Bert Gerresheim (85). „Wir hoffen, dass es in Zusammenarbeit mit Gerresheim gelingt, künstlerisch wieder in alter Form an Groß als Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime und dessen Menschenverachtung zu erinnern.“ Ein wenig Mühe und Gewalt müssen die Täter indes aufgewendet haben, denn die Bronze-Kunst sei mit Dübeln im Boden befestigt gewesen.
Auch Pfarrer Andreas Lamm bedauert die Zerstörung der Gedenkstätte zutiefst. Die Gremien der Pfarrei müssten jetzt darüber entscheiden, ob die Kirche St. Mauritius weiterhin offen bleibe. „Dabei zählt die Möglichkeit des stillen Gebets ebenso wie die Frage, wie wir unsere Kunstwerke und ihren ideellen Wert sichern können. Bis jetzt haben wir nur selten und meist nur geringe Schäden beklagen müssen. Unser Wunsch ist, dass wir Wege finden, um die Kirche geschützt offen zu halten“, erklärt Lamm. Das gelte auch für ein stilles Gebet nah der Gedenkstätte von Nikolaus Groß. Der erste und bisher einzige Selige aus dem Ruhrbistum wurde vom Volksgerichtshof nach dem Stauffenberg-Attentat 1944 verhaftet und vom Volksgerichtshof zum Tod am Strang verurteilt.
Diebstahl an Gedenkstätte erst später bemerkt
Nach dem Termin mit der Kripo Hattingen in der Kirche hatte Hülsdell Spekulationen über andere Tatmotive als einen Diebstahl abgelehnt. Über einen Verdacht, dass Täter aus dem rechtsextremen Umfeld oder Gegnern der politisch aufrüttelnden Kunst Gerresheims aktiv waren, wolle er nicht spekulieren. Fakt sei für den Verein, dass „wir auch in Zukunft und sowieso in seiner Taufkirche das Gedenken an den Familienvater und Christen bewahren und lebendig fördern wollen“.
An der Gedenkstätte für Nikolaus Groß war der Diebstahl möglicherweise erst viele Tage nach der Tat entdeckt worden, weil ein Kranz, den die Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Januar niedergelegt hatte, das gebrochene Hakenkreuz am Boden verdeckte. Menschen legen hier im Jahresverlauf auch Blumen in Erinnerung an den Widerständler aus Niederwenigern nieder. Was das gestohlene Kunst-Objekt angeht hoffen nun alle Beteiligten auf einen Ermittlungserfolg der Polizei, einen reuigen Dieb, dem womöglich erst jetzt die Bedeutung dieser Bronze-Plastik klar wird – oder auf einen aufmerksamen Metall-Händler. Zeugen, die das Objekt irgendwo finden, oder die womöglich seit Ende Januar in der St.-Mauritius-Kirche etwas Auffälliges im Umfeld der Gedenk-Stele bemerkt haben, können sich jederzeit an die Polizei Hagen wenden: 02331/98 62 066.
Taufkirche von Nikolaus Groß
Nikolaus Groß war Bergmann, Journalist und Arbeiterführer aus dem Ruhrgebiet. Nach dem Attentatsversuch auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er als Mitwisser am 12. August 1944 verhaftet. Am 23. Januar 1945 wurde er in Plötzensee erhängt. 2021 jährt sich seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. zum 20. Mal. Sankt Mauritius ist die Taufkirche von Groß.