Kirchenvertreter und Rabbiner haben den gestorbenen Theologen Hans Küng gewürdigt. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, verwies auf Küngs Verhältnis zur Kirche.
Bonn – Kirchenvertreter und Rabbiner haben den gestorbenen Theologen Hans Küng gewürdigt. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, verwies auf Küngs Verhältnis zur Kirche: Er sei nicht zuerst „Kirchenkritiker oder Papstkritiker, sondern Kirchenliebhaber, ja sogar Papstliebhaber“ gewesen, schreibt der Bischof von Basel, Küngs Heimatbistum, in einem Nachruf, über den das Schweizer Portal kath.ch am späten Dienstagabend berichtete.
Küng wollte die Kirche erneuern
Küng habe die Kirche nicht überflüssig machen und nicht untergehen lassen wollen. „Er wollte eine erneuerte Kirche, eine Kirche für heutige Menschen, eine Kirche, die a jour ist“, betonte Gmür. „Er kämpfte für eine Kirche, die sich mit den Lebenswelten, so wie sie sind, und mit der Welt, so wie ist, auseinandersetzt.“
Die Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz, Renata Asal-Steger, erklärte, Küng habe ein Gespür für aktuelle Themen gehabt, die er vor anderen aufgegriffen habe. Auch habe er den Mut besessen, „heiße Eisen“ anzufassen und Position zu beziehen. „So trat er schon für die Zulassung der Frauen zu kirchlichen Ämtern ein, als diese Forderung noch längst keine Selbstverständlichkeit war.“ Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, würdigte Küng als weit vorausdenkenden Ökumeniker.
Streitbarer Mahner
Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ARK), Andreas Nachama, erklärte in Berlin: „Heute trauern wir um einen streitbaren Mahner, der Schule gemacht hat, ohne selbst von seiner Kirche rehabilitiert worden zu sein.“ Anlässlich des 92. Geburtstags von Küng habe die ARK im vergangenen Jahr an Papst Franziskus appelliert, ein „deutliches Zeichen der Versöhnung“ zu setzen.
Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, war am Dienstagmittag im Alter von 93 in seinem Haus in Tübingen gestorben. In den vergangenen 30 Jahren engagierte sich Küng vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos“. 1979 hatte ihm der Vatikan die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen seiner Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Der Wissenschaftler erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.
Steinmeier: „Bleibendes Vorbild eines Gelehrten“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Küng ein „bleibendes Vorbild eines Gelehrten, eines brillanten Denkers mit scharfem Verstand, der gleichzeitig wacher politischer Beobachter und engagierter Mitbürger war“. Er habe nicht nur sein Fach „für viele Menschen verständlich vertreten, er hat auch in engagierter Weise immer das politische und geistige Leben kritisch und konstruktiv begleitet“.
Die Deutsche Bischofskonferenz nannte Küng einen anerkannten und streitbaren Forscher. „In seinem Wirken als Priester und Wissenschaftler war es Hans Küng ein Anliegen, die Botschaft des Evangeliums verstehbar zu machen und ihr einen Sitz im Leben der Gläubigen zu geben“, so der Konferenzvorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing.
Von Leticia Witte (KNA)