Sozialpfarrer Kossen fordert Impfungen für Arbeitsmigranten

Der Menschenrechtler und katholische Geistliche Peter Kossen fordert eine bessere Aufklärung und rasche Impfung ost- und südosteuropäischer Arbeitsmigranten.
Lengerich – Der Menschenrechtler und katholische Geistliche Peter Kossen fordert eine bessere Aufklärung und rasche Impfung ost- und südosteuropäischer Arbeitsmigranten. "Aufgrund vielfach unmenschlich harter Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen oder als Paketzusteller haben wir es zu tun mit einer Vielzahl von Infektionen und schweren und tödlichen Verläufen der Corona-Erkrankung bei den Arbeitern und Arbeiterinnen in diesen Branchen", so Kossen in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Er verweist auf die andauernd hohen Infektionszahlen im Umfeld der Fleischindustrie. "Die Totalerschöpfung dieser Menschen ist die Normalität. Als Wegwerfmenschen werden sie verschlissen und in großer Zahl infiziert!"

Peter Kossen –Foto: © Kath. Kirchengemeinde Lengerich

Der Menschenrechtler und katholische Geistliche Peter Kossen fordert eine bessere Aufklärung und rasche Impfung ost- und südosteuropäischer Arbeitsmigranten. „Aufgrund vielfach unmenschlich harter Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen oder als Paketzusteller haben wir es zu tun mit einer Vielzahl von Infektionen und schweren und tödlichen Verläufen der Corona-Erkrankung bei den Arbeitern und Arbeiterinnen in diesen Branchen“, so Kossen in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung. Er verweist auf die andauernd hohen Infektionszahlen im Umfeld der Fleischindustrie. „Die Totalerschöpfung dieser Menschen ist die Normalität. Als Wegwerfmenschen werden sie verschlissen und in großer Zahl infiziert!“

Kossen erinnert an Erlass des BAS

In den Schrottimmobilien, die häufig als Unterkunft dienten, und ihren oft viel zu kleinen und mehrfach belegten Zimmern finde man nicht selten ausgeprägte Schimmelbeläge an den Wänden. Erschwerend komme hinzu, dass zunehmend ganze Familien mit Kindern in diesen Unterkünften lebten. Kossen erinnert an einen Erlass des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales mit dem Titel: „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard“. Dieser Erlass ist schon ein Jahr alt. Er ordnet unter anderem an: „Für die Unterbringung in Sammelunterkünften sind möglichst kleine, feste Teams festzulegen, die auch zusammenarbeiten.“

Grundsätzlich sei eine Einzelbelegung von Schlafräumen vorzusehen, so der Erlass. Eine Mehrfachbelegung von Schlafräumen sei grundsätzlich nur für Partner bzw. enge Familienangehörige statthaft. Für Infizierte seien zusätzliche Räume bereitzustellen. Kossen dazu: „Ich kann nicht erkennen, dass die Umsetzung dieser wichtigen Vorschrift irgendwo kontrolliert wird.“

Mangelnde Sprachkenttnisse verschärfen das Problem

Mangelnde Sprachkenntnisse verschärften das Problem, so Kossen. „Notwendige Informationen zur Pandemie und zur Impfung dagegen erreichen die Arbeitsmigranten vielfach nicht.“ Kossen sprach von einer Parallelwelt, um die man sich kümmern müsse. „Wer trägt Sorge dafür, dass nicht gerade die in großer Zahl durch das Netz fallen, die besonders gefährdet sind?“, so der Geistliche.

Unterdessen fordert die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Christiane Woopen, eine schnelle Änderung der Impfreihenfolge. „Es war richtig, mit den Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen zu beginnen. Aber jetzt sollte der Kreis schnell erweitert werden“, sagte die Kölner Medizin-Professorin der „Rheinischen Post“ (Freitag). Es gebe soziale Brennpunkte, wo Menschen beengt lebten; zudem Lehrkräfte und Personen mit schweren Vorerkrankungen, die sehnsüchtig auf eine Impfung warteten. Daher müsse man „Priorisierung mit Pragmatismus verbinden“, so die Wissenschaftlerin, die bis 2016 auch Vorsitzende des Deutschen Ethikrates war.

Ethikerin befürchtet mehr soziale Ungleichheit als Folge der Corona-Pandemie

Woopen befürchtet mehr soziale Ungleichheit als Folge der Corona-Pandemie. Sie würde „Impfmobile in sozial schwierige Viertel schicken“; zu Familien und an Arbeitsorte, wo es „Probleme mit dem Abstandhalten gibt“ und wo Menschen schlechten Zugang zum Gesundheitssystem hätten, so die Professorin. Ohnehin würden die derzeit strikten Maßnahmen eher den Menschen helfen, denen es besser gehe. „Für die anderen bleibt das Infektionsrisiko oft hoch“, sagte Woopen.

Nach ihren Worten Wissenschaftlerin ist die Pandemie noch längst nicht überwunden; man stecke „noch in einer schlimmen Phase“. Trotz einiger Impferfolge dürfe man daher noch nicht entspannt sein. Vor allem die neuen Varianten könnten Probleme bereiten. Es müsse ein weit höherer Anteil der Bevölkerung geimpft werden als bislang angenommen: „um die 85 Prozent“, so Woopen.

kna