Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide kann die Kritik an der von ihm mitverantworteten „Islam-Landkarte“ für Österreich nicht nachvollziehen.
Münster – Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide kann die Kritik an der von ihm mitverantworteten „Islam-Landkarte“ für Österreich nicht nachvollziehen. Eine solche Karte sei bereits 2009 bis 2019, also zehn Jahre lang, online gewesen und habe niemanden gestört, sagte Khorchide der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Nun benutzen Vertreter des politischen Islam die aktualisierte Neuauflage für eine konstruierte Skandalisierung und stellen sich einmal mehr als Opfer einer Diffamierungskampagne dar. Das ist sehr weit hergeholt“, so Khorchide.
Kritik von Islamvertretern und Politikern
Auf der vergangene Woche veröffentlichten Karte sind mehr als 600 islamische Vereine und Moscheen in Österreich verzeichnet, inklusive Angabe der dahinterstehenden Dachorganisationen. Islamvertreter und österreichische Politiker kritisierten, dass auf der Karte alle islamischen Einrichtungen des Landes gezeigt werden, egal ob sie erwiesenermaßen islamistisch-antidemokratische Tendenzen haben oder nicht. Die Muslime in Österreich würden damit unter „Generalverdacht“ gestellt, hieß es.
Auch Vertreter der evangelischen Kirche in Österreich und der Beauftragte des Europarates gegen Antisemitismus und Islamophobie, Daniel Höltgen, sprachen sich gegen die Veröffentlichung aus. Herausgeber ist die 2020 von der österreichischen Regierung gegründete „Dokumentationsstelle Politischer Islam“, deren wissenschaftlichen Beirat Khorchide leitet.
Khorchide: Arbeit der Dokumentationsstelle wird in Verruf gebracht
Die Debatte sei von islamischen Repräsentanten ins Rollen gebracht worden, die fundamentalistischen Organisationen wie den Muslimbrüdern nahestünden, betonte Khorchide. Dahinter stehe die eigentliche Absicht, die Arbeit der Dokumentationsstelle in Verruf zu bringen und das Engagement gegen den Einfluss des politischen Islam in Österreich zu schwächen. Dieser behindere aktiv die Integration von Muslimen in die westliche Gesellschaft, sagte Khorchide, der das Seminar für islamische Theologie der Uni Münster leitet.
Zeitgleich mit der Karte habe die Dokumentationsstelle drei akribisch recherchierte Dossiers über den mit der türkischen Regierung verbandelten Islamverband ATIB sowie über Milli Görüs und die rechtsextremistischen Grauen Wölfe vorgelegt. „Die Lobbyisten des politischen Islam haben es mit ihrer konstruierten Empörung geschafft, dass die Medien aber nur das Thema Landkarte aufgriffen“, bemängelte Khorchide.