Empörung und Sorge nach Brandanschlag auf Synagoge in Ulm

Ein Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm hat Empörung und Sorge ausgelöst.
Ulm –  Ein Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm hat Empörung und Sorge ausgelöst. Der Vorfall von Samstag lasse wieder einmal die Menschen fassungslos zurück, erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Abend. "Die Frage, ob jüdische Einrichtungen nicht nur in Baden-Württemberg besser geschützt werden sollten, wirkt nach den Erfahrungen der letzten Monate und Jahre in Deutschland nur noch hilflos und ignorant."

(Symbolfoto: Ingo Kramarek/Pixabay)

Ein Brandanschlag auf die Synagoge in Ulm hat Empörung und Sorge ausgelöst. Der Vorfall von Samstag lasse wieder einmal die Menschen fassungslos zurück, erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Abend. „Die Frage, ob jüdische Einrichtungen nicht nur in Baden-Württemberg besser geschützt werden sollten, wirkt nach den Erfahrungen der letzten Monate und Jahre in Deutschland nur noch hilflos und ignorant.“

Heubner betonte: „Mit jedem Anschlag auf jüdische Gebäude und jüdisches Leben wächst die Angst der Überlebenden des Holocaust, dass die Schlacht gegen den aktuellen Antisemitismus in Wirklichkeit längst verloren ist und sie ihren Kindern und Enkelkindern eine Welt hinterlassen, in der auch ein neues Auschwitz möglich sein kann.“ Er frage sich, ob die Menschen verstanden hätten, dass auch ihre Demokratie „im Strudel dieses antisemitischen Hasses“ zerstört werde.

Nach Polizeiangaben hatte am Samstagmorgen ein Unbekannter an der Synagoge eine Flüssigkeit aus einer Flasche auf den Boden geleert und sie angezündet. Ein Zeuge verständigte Feuerwehr und Polizei, der Täter flüchtete. Die Feuerwehr löschte die Flammen den Angaben zufolge wenige Minuten später. Verletzt wurde niemand, eine Fassade und eine Glasscheibe wurden verrußt. Die Fahndung läuft.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach in einer Mitteilung von einem „niederträchtigen Anschlag“. Dieser zeige das „heimtückische Gesicht des Antisemitismus“, dem klar und deutlich entgegengetreten werden müsse. „Wir stehen den jüdischen Gemeinden bei, nach den Anschlägen von Halle haben wir im Land bereits die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.“

Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte, Brandsätze gegen Synagogen zu werfen, sei „widerwärtig“. Wer versuche, eine Synagoge anzuzünden, den werde die „volle Härte des Rechtsstaates“ treffen. „Wir schützen jüdisches Leben und bekämpfen Antisemitismus entschieden. Das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern klarer Auftrag staatlichen Handelns, insbesondere für unsere Polizei.“

Strobl betonte: „Wir sind dankbar und froh, dass jüdisches Leben bei uns stattfindet und wollen, dass dieses jüdische Leben bei uns möglichst sorgenfrei und unbeschwert sein kann. Wir schützen jüdische und israelitische Einrichtungen besonders und fahren unsere Schutzmaßnahmen situations- und lageentsprechend hoch.“ Mitte Mai hatte Baden-Württemberg nach der Beschädigung eines Fensters der Mannheimer Synagoge mitgeteilte, dass der Polizeischutz für jüdische Einrichtungen ausgeweitet werde.

Nach Angaben des Staatsministeriums unterstützt das Landeskriminalamt mit Spezialisten des Staatsschutzes die polizeilichen Ermittlungen im Fall Ulm. Zudem sei man im Gespräch mit der jüdischen Gemeinde in der Stadt sowie mit Gemeinden im Land. In Ulm seien zudem Schutzmaßnahmen hochgefahren worden. Geprüft werde auch die „Gefährdungsbewertung“ für die jüdischen Einrichtungen in Baden-Württemberg.

Von Leticia Witte (KNA)