Der Essener Weihbischof Wilhelm Zimmermann spendet in Gelsenkirchen 64 Jugendlichen in fünf Stadion-Gottesdiensten die Firmung. Aus der Corona-Not geboren, hat die Pfarrei St. Joseph mittlerweile gute Erfahrungen mit Open-Air-Messen zwischen Anstoßkreis und Zuschauertribüne.
„Entscheidend is’ auf’m Platz!“ – die alte Fußballweisheit von Adi Preißler könnte dieser Taqe auch für fünf Gottesdienste der katholischen Gemeinden im Gelsenkirchener Süden Pate stehen. Anstatt in den Kirchen der Pfarreien St. Joseph und St. Augustinus spendet Weihbischof Wilhelm Zimmermann in der Schalker Glückaufkampfbahn 64 Jugendlichen unter freiem Himmel das Sakrament der Firmung. Und dabei geht’s schließlich um Entscheidungen: Gut 15 Jahre nach ihrer Taufe sagen die jungen Leute bei der Firmung selbst, dass sie mit Gott in Verbindung sein möchten.
Firmung auf fünf Gottesdienste verteilt
Coronabedingt findet die Firmung trotz frischer Luft jedoch nicht einmal, sondern gleich fünfmal statt. Am Montagabend war Premiere, dann gab’s eine Firmung am Dienstag-, gestern am Mittwochabend – und dann kommt Weihbischof Zimmermann noch mal am 21. und 22. Juni ins Stadion, um jeweils 10 bis 13 Jugendlichen „die Gabe Gottes: den Heiligen Geist“ zuzusprechen. Denn auch wenn sich die Corona-Lage aktuell entspannt, sind die Verantwortlichen bei der Planung noch von deutlich kleineren Gruppen ausgegangen. „Immerhin können die Jugendlichen jetzt jeweils bis zu zehn Gäste mitbringen“, berichtet Gemeindereferentin Elvira Neumann aus St. Joseph, die zusammen mit ihrer Kollegin Martina Melle aus St. Augustinus und Janina Kessler aus der Jugendkirche GleisX die Firmvorbereitung im Gelsenkirchener Süden koordiniert.
Neumann hat bereits Erfahrungen mit Open-Air-Messen im Stadion: Im vergangenen Sommer hatte die Pfarrei St. Joseph zwischen Pfingsten und September ihre Sonntagsmessen ins Stadion verlegt.
Trotz der kleinen Gruppen gibt’s jedes Mal eine große Feier bei den Firmungen: Wenn die Namen der Jugendlichen aufgerufen werden, kommen sie mit ihren Firmpaten von der Tribüne aufs Spielfeld und stellen sich auf der dort aufgebauten Altarinsel im Halbkreis auf, um nacheinander von Weihbischof Zimmermann gefirmt zu werden. Der stammt übrigens aus Gelsenkirchen und ist – natürlich – Fan des blauweißen Fußballvereins, der hier einst für Furore sorgte.
Danach trainieren die Sportler
So schön und stimmig der Altar auf dem grünen Rasen aussieht – dem Team um Elvira Neumann machen fünf Freiluft-Firmungen mächtig Arbeit. „Wir müssen fünfmal ab- und wieder aufbauen“, erklärt Neumann und verweist auf den Altar, die Technik, die Deko und vieles andere, was im Gottesdienst gebraucht wird. Denn schließlich sei mittlerweile auch der Trainingsbetrieb auf dem Sportplatz wieder angelaufen. „Am Montag haben nach uns die Männer vom American Football trainiert.“ Und als sie am Dienstag mit dem Abbau etwas länger gebraucht haben, hat in der anderen Platzhälfte schon mal eine Damenmannschaft mit dem Aufwärmen begonnen. Skeptische Blicke oder gar Stress mit den Sportlern? „Keine Spur“, sagt Neumann, „uns schlägt hier ein unglaublich großes Wohlwollen der DJK Teutonia entgegen“. Man kennt sich schließlich seit dem vergangenen Corona-Sommer. Und wie es scheint, hat gerade niemand etwas dagegen, dieses neue Miteinander von Sport und Kirche in Schalke hier und da auch über die Corona-Krise hinaus zu verlängern.