Der vom Vatikan mit einer Disziplinarstrafe belegte Danziger Alterzbischof Slawoj Leszek Glodz (75) ist nun Ortsvorsteher seines neuen ostpolnischen Wohnortes Piaski.
Warschau – Der vom Vatikan mit einer Disziplinarstrafe belegte Danziger Alterzbischof Slawoj Leszek Glodz (75) ist nun Ortsvorsteher seines neuen ostpolnischen Wohnortes Piaski. Laut Medienberichten erhielt Glodz alle neun abgegebenen Stimmen. Die übrigen stimmberechtigten 27 Bürger hätten sich nicht an der Wahl beteiligt.
Die Annahme des neuen politischen Amtes stieß auf heftige Kritik. Die Kandidatur als Dorfvorsteher sei unvereinbar mit dem Kirchenrecht, das derartige öffentliche Funktionen verbiete, hieß es. Der liberale Senator Krzysztof Kwiatkowski forderte Glodz zum Rücktritt auf. Das sei „die einzige richtige Entscheidung in diesem Fall“, sagte der Politiker dem TV-Sender TVN24 (Donnerstagabend). Der bekannte Priester Tadeusz Isakowicz-Zaleski warf Glodz in einem Radiointerview vor, sich über das Kirchenrecht zu stellen, „um sein eigenes Ego zu befriedigen“.
Wegen Versäumnissen bei der Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in der Kirche hatte der Vatikan Ende März dem emeritierten Erzbischof die Teilnahme an öffentlichen Gottesdiensten und „weltlichen Zusammenkünften“ in seinem früheren Erzbistum untersagt. Er wurde zur Zahlung eines „angemessenen“ Betrags an eine Kirchenstiftung verpflichtet, die Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt fördert und Missbrauchsbetroffene unterstützt. Zudem müsse er außerhalb der Erzdiözese Danzig wohnen, entschied der Vatikan.
Piaski im Nordosten Polens gehört zur Gemeinde Bobrowka, in der Glodz am 13. August 1945 geboren wurde. Von 1991 bis 2004 war er zunächst Militärbischof und anschließend Bischof von Warschau-Praga. Von 2008 bis zu seinem 75. Geburtstag im August 2020 war er Erzbischof in der Ostseestadt Danzig.
Im Herbst hatte der Vatikan den Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz beauftragt zu untersuchen, ob Glodz Maßnahmen gegen sexuellen Kindesmissbrauch vernachlässigt habe. Bereits im Oktober 2019 hatten sich 16 Priester des Erzbistums in einem gemeinsamen Schreiben an den Papstbotschafter in Warschau unter anderem darüber beschwert, dass der damalige Ortsbischof Anzeigen wegen sexueller Belästigungen gegen Priester vertuscht habe. Glodz wies die Anschuldigungen zurück. Zu seinen konkret festgestellten Fehlern machte die Vatikanbotschaft in Polen keine Angaben.