Bonner Jesuitenschule plant Erinnerungsort für Missbrauchsopfer

Als erste von bundesweit drei Jesuitenschulen plant das Bonner Aloisiuskolleg die Einrichtung eines Gedenkortes für Betroffene von Missbrauch.
Bonn – Als erste von bundesweit drei Jesuitenschulen plant das Bonner Aloisiuskolleg die Einrichtung eines Gedenkortes für Betroffene von Missbrauch. "Das hat mit der besonderen Situation am Aloisiuskolleg zu tun", erläuterte der Rektor, Pater Martin Löwenstein am Samstag in einem Interview der Katholischen Nachirchten-Agentur (KNA) die Motive für den Schritt.

Das Aloisuskolleg –Foto: SJ

Als erste von bundesweit drei Jesuitenschulen plant das Bonner Aloisiuskolleg die Einrichtung eines Gedenkortes für Betroffene von Missbrauch. „Das hat mit der besonderen Situation am Aloisiuskolleg zu tun“, erläuterte der Rektor, Pater Martin Löwenstein am Samstag in einem Interview der Katholischen Nachirchten-Agentur (KNA) die Motive für den Schritt.

Intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

„Hier endete die Missbrauchsgeschichte leider erst im Jahr 2010. Entsprechend muss sich diese Schule als Institution bleibend intensiv damit auseinandersetzen“, sagte Löwenstein. Aber auch an den anderen Jesuitenschulen gehöre eine „intensive Auseinandersetzung mit diesem Teil der Vergangenheit“ zum festen Bestandteil des Selbstverständnisses.

2010 hatte der damalige Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, Fälle von Missbrauch an der Berliner Jesuitenschule bekanntgemacht und damit eine Welle von Berichten über ähnliche Vorkommnissen in kirchlichen und anderen Einrichtungen ausgelöst. Am Aloisiuskolleg und der angeschlossenen Freizeiteinrichtung „AKO-Pro-Seminar“ gab es seit den 1950er Jahren mindestens 60 Betroffene und 23 Beschuldigte, darunter 18 Jesuiten. Die Schule selbst baute in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Präventionssystem auf.

Drei Jesuitenschulen

Löwenstein kündigte im KNA-Interview an, die Überlegungen zur Gestaltung des Gedenkortes in einem offenen Prozess „unter der Beteiligung möglichst vieler“ führen zu wollen, idealerweise mit einer externen Person, die diesen Prozess strukturieren und moderieren solle. Dazu werde man sich an den Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wenden, so der Jesuit. „Für uns ist nur wichtig, dass der Ort und die Gestaltung dazu führen, dass sich die Schule auch in Zukunft mit dem Thema auseinandersetzt und es kein ‚totes Denkmal‘ wird.“

Neben dem Aloisiuskolleg im Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg und dem Canisius-Kolleg in Berlin führt der Jesuitenorden noch das Kolleg St. Blasien im Schwarzwald. Zu den prominenten Schülern des Aloisiuskollegs gehören Jazzmusiker Till Brönner, Entertainer Stefan Raab, der ehemalige Innenminister Thomas de Maiziere (CDU), der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff sowie der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht von Boeselager, und der Theologe Hanspeter Heinz.

kna