Studie: Deutsche vermehrt kirchenfern

Laut einer aktuellen Umfrage hat die Religiosität der Bevölkerung langfristig nicht abgenommen, jedoch ist eine fortschreitende Abkehr von den Kirchen in Deutschland zu beobachten.
Kirche

Viele Kirchen bleiben weiterhin leer. Symbolfoto: Free-Photos auf Pixabay

Laut einer aktuellen Umfrage hat die Religiosität der Bevölkerung langfristig nicht abgenommen, jedoch ist eine fortschreitende Abkehr von den Kirchen in Deutschland zu beobachten. Die am Mittwoch veröffentlichte Neuauflage des MDG-Trendmonitors zur religiösen Kommunikation stellte zugleich fest, dass vermehrt Katholiken die digitalen Angebote ihrer Kirche im Corona-Lockdown nutzten.

Erstmals stellen laut der Studie Katholiken, die sich als Christen fühlen, ohne dass ihnen die Kirche viel bedeutet, mit 34 Prozent die größte Gruppe unter den Befragten. Die Katholiken haben demnach von ihrer Kirche vielfach eine kritisches Bild. So werde die Kirche für ihre Sexualmoral, für die Rolle der Frau in der Kirche und eine mangelnde Offenheit kritisiert. Als schwere Hypothek laste zudem nach wie vor der Missbrauchsskandal auf der katholischen Kirche. Was die Kirche dagegen aus der Sicht vieler nach wie vor leiste, sei ein würdiger Rahmen, um wichtige Schritte im Leben zu feiern.

Der MDG-Trendmonitor ist eine Studie, die seit 1999 zum vierten Mal erarbeitet wurde. Im Sommer 2020 wurden für die Neuauflage 1.690 Katholiken ab 14 Jahren repräsentativ befragt. Die Studie wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach und der Sinus Markt- und Sozialforschung im Auftrag der katholischen Unternehmensberatung MDG Medien-Dienstleistung mit Unterstützung der Deutschen Bischofskonferenz durchgeführt. Im Fokus der Trendstudie standen demnach digitale Angebote.

MDG-Geschäftsführerin, Ariadne Klingbeil, erklärte, dass für den kirchlichen Medienmarkt keine eigenen Gesetze gelten würden. Wie für alle Medienschaffende heiße es: „Die Zukunft liegt in der Crossmedialität und in der Kombination verschiedener Angebote.“

Medienbischof Gebhard Fürst verwies darauf, dass die größte Reichweite in den weltlichen Medien, wie Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen erzielt würden. Auch weniger Kirchenverbundene interessierten sich dort oftmals für Beiträge aus Kirche und Glauben. „Das macht Mut in Zeiten, in denen die Kirchenbindung nachlässt“, sagte der Vorsitzende der Publizistischen Kommission der Bischofskonferenz.

Die Umfrage zeigte zudem, dass während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 überraschend viele Katholiken in Deutschland die digitalen Angebote der katholischen Kirche genutzt hätten. Insgesamt sah jeder sechste Katholik (17 Prozent) in dieser Zeit Onlinegottesdienste und ähnliche Angebote erstmals oder häufiger.

Da behördliche Verbote die physische Teilnahme an Gottesdiensten in Kirchen selbst an Ostern meist unmöglich machten, seien vor allem die kirchennahen Katholiken „ins Netz umgestiegen“. Andere Zielgruppen nahmen dagegen kaum teil. Auch Menschen, die sich als kirchenfern bezeichnen, konnten in der Regel nicht mit Streaming-Gottesdiensten und ähnlichen Angeboten erreicht werden. In jedem der 27 deutschen Bistümer und in Hunderten von Pfarrgemeinden wurden damals Gottesdienste sowie Diskussionsveranstaltungen live im Netz gestreamt.

Von Rainer Nolte (KNA)