Kölner Betroffenenbeirat kritisiert Marx

Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln kritisiert die Ankündigung des Münchner Kardinals Reinhard Marx, im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung möglicherweise noch einmal seinen Rücktritt anzubieten.
Köln – Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln kritisiert die Ankündigung des Münchner Kardinals Reinhard Marx, im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung möglicherweise noch einmal seinen Rücktritt anzubieten. Kardinal Marx halte sich "stets ein Hintertürchen offen, das er nutzen will, wenn es brenzlig wird", schreibt der Sprecher des Beirats, Peter Bringmann-Henselder, in einem Offenen Brief an Marx, Papst Franziskus und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.

Kardinal Reinhard Marx –Foto: Erzbischöfliches Ordinariat München (EOM) / Lennart Preiss

Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln kritisiert die Ankündigung des Münchner Kardinals Reinhard Marx, im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung möglicherweise noch einmal seinen Rücktritt anzubieten. Kardinal Marx halte sich “stets ein Hintertürchen offen, das er nutzen will, wenn es brenzlig wird”, schreibt der Sprecher des Beirats, Peter Bringmann-Henselder, in einem Offenen Brief an Marx, Papst Franziskus und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.

In seiner Zeit als Bischof von Trier habe Marx nicht alles richtig gemacht und den Ruf der Kirche höher eingestuft als das Wohlergehen von Betroffenen, so Bringmann-Henselder. Nun mache der Erzbischof seinen Verbleib im Amt davon abhängig, welche Erkenntnisse ein Aufarbeitungsgutachten für das Erzbistum München und Freising ans Licht bringe. Der Beiratssprecher stellte die Frage, ob Marx sich “rechtzeitig absetzen” wolle, “um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen? Will er also letztlich nur sich selber schützen?”

Der Münchner Kardinal hatte einen möglichen erneuten Amtsverzicht explizit von Gesprächen mit den diözesanen Gremien sowie der Aufarbeitungskommission und dem Betroffenenbeirat abhängig gemacht. Von Münchner Betroffenenvertretern gibt es bisher keine Reaktion auf das am Freitag veröffentlichte “Wort an die Gläubigen”. Auch diözesane Gremien haben sich bisher nicht geäußert.

Marx hatte Papst Franziskus Anfang Juni in einem von vielen Seiten gelobten Schritt seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising angeboten. Er wolle Mitverantwortung “für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs” übernehmen, schrieb der Kardinal an den Papst. Dieser lehnte das Rücktrittsgesuch ab. “Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising”, antwortete das Kirchenoberhaupt. Vergangenen Freitag deutete Marx mit Blick auf die bevorstehende Aufarbeitung an, dass er den Papst auch ein zweites Mal um seinen Rücktritt bitten würde. Das Münchner Gutachten wird für Herbst erwartet.

Für das Erzbistum Köln hatte Kardinal Rainer Maria Woelki im März ein Aufarbeitungsgutachten vorlegen lassen. Es handelte sich um die zweite Untersuchung – die erste wurde nicht wie vorgesehen veröffentlicht, da Woelki sie für mangelhaft hält. Im Zuge der Debatte um die beiden Gutachten verließen mehrere Mitglieder des Betroffenenbeirats das Gremium. Bringmann-Henselder ist seit Juli der neue Sprecher des Beirats, in dem derzeit nur noch fünf Betroffene von sexuellem Missbrauch durch Geistliche vertreten sind. Kritiker riefen den Kölner Kardinal mehrfach zum Rücktritt auf, was dieser jedoch ablehnt. Papst Franziskus hatte zudem zwei Visitatoren ins Erzbistum Köln geschickt, deren Prüfergebnisse aber noch nicht vorliegen.

kna