Erzberger-Biograph besorgt über Umgang mit Politikern

100 Jahren nach der Ermordung des Politikers Matthias Erzberger warnt Buchautor Benjamin Dürr vor den Folgen von Hass und Hetze in öffentlichen Debatten.
Bonn – 100 Jahren nach der Ermordung des Politikers Matthias Erzberger warnt Buchautor Benjamin Dürr vor den Folgen von Hass und Hetze in öffentlichen Debatten. Damals wie heute sei eine zunehmende Polarisierung in Politik und Gesellschaft zu beobachten, sagte Dürr in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Benjamin Dürr –Foto: Gregor Servais

100 Jahren nach der Ermordung des Politikers Matthias Erzberger warnt Buchautor Benjamin Dürr vor den Folgen von Hass und Hetze in öffentlichen Debatten. Damals wie heute sei eine zunehmende Polarisierung in Politik und Gesellschaft zu beobachten, sagte Dürr in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Dürr: Hetze kann schnell in Gewalt umschlagen

Der Politologe, dessen Erzberger-Biographie unlängst erschienen ist, betonte zugleich, dass es Unterschiede zwischen dem modernen Deutschland und der Weimarer Republik gebe. “Was das politische System anbelangt, hat Berlin durchaus von Weimar gelernt”, sagte Dürr. “Aber bei dem Mord an Erzberger hat man gesehen, wie gefährlich Worte und politische Hetze sein können, wie schnell so etwas umschlagen kann in Gewalt. Das ist etwas, was wir heute auch wieder erleben und woraus wir hoffentlich lernen.”

Erzberger war Mitglied der katholischen Zentrumspartei und gilt als eine der prägenden Figuren der nach dem Ersten Weltkrieg begründeten Weimarer Republik. Zur Zielscheibe rechter Kreise wurde er vor allem deshalb, weil er im November 1918 als Leiter der Waffenstillstandskommission die demütigende Kapitulation unterzeichnet hatte. Erzberger, der als Reichsfinanzminister eine große Steuerreform durchführte, wurde am 26. August 1921 bei einem Spaziergang in Bad Griesbach im Schwarzwald erschossen.

Täter gehörten rechter Organisation an

Die beiden Täter Heinrich Tillessen und Heinrich Schulz gehörten der rechten Organisation Consul an. Sie mussten sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg für ihre Tat vor Gericht verantworten. Tillessen wurde zu 15 Jahren, Schulz zu zwölf Jahren Haft verurteilt, mussten aber nur einen Teil ihrer Strafe verbüßen. Zu denen, die sich für eine Begnadigung der beiden Männer einsetzte, gehörte Erzbergers Witwe Paula.

kna