Pfarrei: Woelki und Bistumsleitung sollen auf Bezüge verzichten

Eine katholische Pfarrgemeinde im Erzbistum Köln verlangt von Kardinal Rainer Maria Woelki und der gesamten Bistumsleitung, für drei Jahre auf die Hälfte ihrer Bezüge zu verzichten.
Solingen – Eine katholische Pfarrgemeinde im Erzbistum Köln verlangt von Kardinal Rainer Maria Woelki und der gesamten Bistumsleitung, für drei Jahre auf die Hälfte ihrer Bezüge zu verzichten. Damit solle der "finanzielle Schaden" ausgeglichen werden, der durch Kosten für ein zweites Missbrauchsgutachten, verschiedene juristische und externe Hilfeleistungen sowie durch die Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer entstanden sei, heißt es in einem Offenen Brief des Kirchenvorstands der Solinger Pfarrgemeinde Sankt Sebastian an Generalvikar Markus Hofmann.

Kardinal Rainer Maria Woelki –Foto: rwm

Eine katholische Pfarrgemeinde im Erzbistum Köln verlangt von Kardinal Rainer Maria Woelki und der gesamten Bistumsleitung, für drei Jahre auf die Hälfte ihrer Bezüge zu verzichten. Damit solle der „finanzielle Schaden“ ausgeglichen werden, der durch Kosten für ein zweites Missbrauchsgutachten, verschiedene juristische und externe Hilfeleistungen sowie durch die Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer entstanden sei, heißt es in einem Offenen Brief des Kirchenvorstands der Solinger Pfarrgemeinde Sankt Sebastian an Generalvikar Markus Hofmann„Nach unseren Schätzungen handelt es sich dabei insgesamt um einen zweistelligen Millionenbetrag“, heißt es in dem auf der Pfarrei-Homepage veröffentlichten Brief: „Dass Sie dafür Mittel des Erzbischöflichen Stuhls zweckentfremden wollen, halten wir für ein zumindest moralisch großes Vergehen an denen, die der Kirche im guten Glauben an eine positive Verwendung ihr Vermögen überlassen haben.“

Weiter zeigt sich das Pfarreigremium „entsetzt“ darüber, dass das Konzept für die Neuausrichtung der Seelsorge im Erzbistum Köln von einer nichtreligiösen Beratungsgesellschaft ausgedacht worden sei. Der Pfarrei sei das Konzept des „Pastoralen Zukunftswegs“ vorgesetzt worden; sie sei nicht in die Entwicklung eingebunden gewesen. Dabei gehe es eigentlich „nur um die Verwaltung des selbstverschuldeten Priestermangels“, wobei Laien ehrenamtlich administrative Aufgaben erledigen sollten, „um Lohnzahlungen für Angestellte zu umgehen“. Zugleich werde den Laien aber echte Entscheidungskompetenz vorenthalten. Der Kirchenvorstand verlangt eine Ende des „pseudo-demokratischen Pastoralen Zukunftsweges“ und einen Neustart der Beratungen in einem echten synodalen Prozess. Dabei müsse es auch möglich werden, dass Laien Pfarreien leiten.

Der Kirchenvorstand fordert darüber hinaus ein Aufsichtsgremium für die Bistumsleitung, dem Mitglieder aus Pfarrgemeinderäten, Verbänden und Kirchenvorständen angehören. Die Finanzverwaltung der Pfarreien sollte nicht in Köln zentralisiert werden, sondern vor Ort erfolgen. Auch das Kirchensteuersystem sei zu reformieren. Statt Zuweisungen aus Köln zu bekommen, müsse die Kirchensteuer den Pfarreien direkt zukommen, die dann nachgelagert Teilbeträge an das Erzbistum abführen. Eine weitere Forderung geht an Kardinal Woelki persönlich: Er soll sich im Vatikan dafür einsetzen, dass auch gleichgeschlechtliche Paare einen kirchlichen Segen erhalten dürfen. Woelki hatte mehrfach betont, dass für ihn eine solche Segnung nicht in Frage komme.

Das Erzbistum Köln steckt seit Monaten in einer Vertrauenskrise. Neben der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle stoßen Pläne auf Kritik, etwa 50 bis 60 Großpfarreien zu bilden. Im Juni waren zwei Bischöfe im Auftrag des Papstes in Köln, um eine Woche lang die Erzdiözese zu überprüfen. Sie haben Franziskus einen Bericht vorgelegt, der auf dieser Basis auch über die Zukunft von Woelki entscheiden will. Der Kardinal hat alle Rücktrittsforderungen bisher entschieden zurückgewiesen.

kna