Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hat dem Paderborner Theologen und Psychoanalytiker Eugen Drewermann seine Wertschätzung bekundet.
Mülheim – Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hat dem Paderborner Theologen und Psychoanalytiker Eugen Drewermann seine Wertschätzung bekundet. „Es wurde höchste Zeit, dass wir Sie als Gast in unserem Bistum und der Akademie begrüßen dürfen“, sagte er am Freitagabend bei einem Podium mit dem 80-Jährigen in der Akademie „Die Wolfsburg“ des Ruhrbistums. „Das freie Wort in der Kirche, eine offene Auseinandersetzung in Glaubensfragen“ sei früher oft schwierig gewesen. „Doch diese Zeiten gehen zu Ende“. 1991 hatte der damalige Paderborner Erzbischof Joachim Degenhardt Drewermann die Predigt- und Lehrbefugnis entzogen.
Drewermann wandte sich gegen ein falsches Gottesbild
„Dass, was heute so selbstverständlich ist, war früher undenkbar und hätte für große Aufregung gesorgt“, so Pfeffer. „Ihre Art, sich mit biblischen Texten auseinanderzusetzen und zu fragen, was Jesus für uns Menschen ganz konkret bedeutet, war für viele Menschen und auch für mich eine große Bereicherung auf dem Weg der eigenen Glaubensentwicklung.“
Drewermann wandte sich laut Bistum Essen gegen ein falsches Gottesbild. Angesichts von Naturkatastrophen und politischer Willkür flehten die Menschen Gott um Gnade für sich und ihre Liebsten an. „Doch dann stirbt der Mann doch, oder das Haus wird zerstört und der Schrei dringt zum Himmel, wie Gott das zulassen kann.“ Diese Art der Verzweckung Gottes ende in einem „Enttäuschungs-Atheismus“, sagte der Theologe und fügte hinzu: „Gott bewahrt uns vor gar nichts. Aber er hilft uns, all das, was uns im Leben widerfährt, durchzustehen.“ So habe Gott Jesus nicht den grausamen Tod am Kreuz erspart, ihm aber zur Stärkung einen Engel geschickt. Das Vertrauen in den liebenden Gott habe Jesus alles ertragen lassen.
Verzweckung des Menschen
Weiter warnte Drewermann vor einer Verzweckung des Menschen. „Wir leben in einer Gesellschaft, in der es heißt: Streng dich an“, so der Theologe. Nur die Leistung zähle. „Nützlich muss der Mensch sein. Darum geht es. Um das Produzieren und das Konsumieren.“ Dem stellte er die Formel des Philosophen Immanuel Kant entgegen, wonach „der Mensch als Zweck an sich selbst und nicht als Mittel zum Zweck“ existiere. Daran müsse sich auch die Seelsorge orientieren. „Jesus schaut ja auch zuerst auf den Menschen und akzeptiert ihn so, wie er ist.“
Drewermann zählte über Jahre zu den umstrittensten Theologen in der katholischen Kirche. Von 1979 bis 1991 lehrte er als Privatdozent für systematische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn. 1991 entzog der Paderborner Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt ihm die Lehrerlaubnis. 1992 erhielt der Theologe ein Predigtverbot, wenig später wurde er vom Priesteramt suspendiert. Im Jahr 2005, zu seinem 65. Geburtstag, trat er aus der Kirche aus. In seinen Büchern legt Drewermann die Bibel vor allem tiefenpsychologisch aus.