Neue Studie untersucht Säkularisierung in der Schweiz seit 1930

Eine neue Studie hat die Säkularisierung in der Schweiz seit 1930 untersucht: „Die Gesellschaft wird nicht deshalb weniger religiös, weil Erwachsene den Glauben verlieren, sondern weil ältere, religiösere Generationen durch neue, weniger gläubige Generationen ersetzt werden.“
Zürich – Eine neue Studie hat die Säkularisierung in der Schweiz seit 1930 untersucht. "Die Gesellschaft wird nicht deshalb weniger religiös, weil Erwachsene den Glauben verlieren, sondern weil ältere, religiösere Generationen durch neue, weniger gläubige Generationen ersetzt werden", sagte Jörg Stolz, Mitautor der Studie "Generationen abnehmenden Glaubens. Religion und Säkularisierung in der Schweiz 1930-2020", dem Portal kath.ch (Freitag). Es sei "verblüffend", wie ähnlich der Säkularisierungstrend in Ländern wie Frankreich, Italien, Großbritannien oder selbst den USA verlaufe, trotz ihrer unterschiedlichen Geschichte und Religionspolitik, so der Professor für Religionssoziologie an der Universität Lausanne.

(Symbolfoto: pixabay)

Eine neue Studie hat die Säkularisierung in der Schweiz seit 1930 untersucht. „Die Gesellschaft wird nicht deshalb weniger religiös, weil Erwachsene den Glauben verlieren, sondern weil ältere, religiösere Generationen durch neue, weniger gläubige Generationen ersetzt werden“, sagte Jörg Stolz, Mitautor der Studie „Generationen abnehmenden Glaubens. Religion und Säkularisierung in der Schweiz 1930-2020“, dem Portal kath.ch (Freitag). Es sei „verblüffend“, wie ähnlich der Säkularisierungstrend in Ländern wie Frankreich, Italien, Großbritannien oder selbst den USA verlaufe, trotz ihrer unterschiedlichen Geschichte und Religionspolitik, so der Professor für Religionssoziologie an der Universität Lausanne.

Die Ursache des Trends sieht Stolz bei der Glaubens-Weitergabe der Eltern an ihre Kinder. Die Forschung habe bisher jedoch keine Eigenschaften gefunden, die eine Weitergabe begünstigten oder hemmten. „Es scheint einfach so zu sein, dass in den untersuchten Gesellschaften die Kinder der Religion weniger Wichtigkeit beimessen als ihre Eltern“, und dies ungeachtet des Bildungsstandes oder der Stadt-Land-Differenz. Einzige Ausnahmen bildeten streng religiöse Familien, sagte der Religionsforscher.

Für die Kirchen ist der Befund problematisch, denn ohne konkrete Anhaltspunkte könnten sie dem Bedeutungsverlust nur schwer entgegenwirken. „Immerhin wissen die Kirchen damit aber auch, dass sie nichts falsch machen“, sagte Stolz. Religiosität machen die Religionssoziologen an den Parametern Kirchgang, Beten und Gottesglaube fest. Zwar griffen kirchenferne Menschen für die Taufe, Hochzeit oder Beerdigung auch auf die Kirche zurück. Aber Angebote freier Rituale hätten selbst dieses einstige Monopol der Kirche geknackt.

Die Studie widerlegt demnach auch die in der Religionsforschung lange gehegte Annahme, wonach die Menschen zunehmend gläubig seien, ohne einer kirchlichen Institution anzugehören. Auch die „spirituelle Revolution“ zeige sich nicht am Horizont der Schweizer Religionslandschaft, sagte Stolz. Und auch alternative Religion fülle die Leerstelle, die institutionelle Religion hinterlasse, nicht. Allerdings beruhten die Ergebnisse zur alternativen Spiritualität auf einem geringeren Zeitraum und vergleichsweise wenigen Indikatoren. Für die Kirchen sieht Stolz insofern eine Hoffnung, als Säkularisierung kein unumkehrbarer Prozess sei. Als Beispiel für das Wiedererstarken von Religion nach einschneidenden gesellschaftlichen Ereignissen nannte er Georgien nach dem Ende der Sowjetunion.

Als schwerwiegendste gesellschaftliche Folge der Säkularisierung sieht der Forscher die ökonomische Verarmung der Kirchen und den damit einhergehenden Rückgang der kirchlichen Sozialleistungen. „Das ist ein negativer Effekt für die Gesellschaft und bringt die Frage mit sich, wer diese Leistungen übernehmen könnte.“ Einen Wertezerfall fürchte er aber nicht. In Schweden etwa, wo die Gesellschaft bereits stärker säkularisiert sei als in der Schweiz, benähmen sich die Leute nicht schlechter, sagte Stolz.

kna