Studie: Corona hat zu mehr Gewalt gegen Kinder in Afrika geführt

Laut einer neuen Studie mehrerer Kinderrechtsorganisationen hat die Corona-Pandemie zu einem Anstieg von häuslicher Gewalt und Ausbeutung von Kindern in Afrika geführt. 

Laut einer neuen Studie mehrerer Kinderrechtsorganisationen hat die Corona-Pandemie zu einem Anstieg von häuslicher Gewalt und Ausbeutung von Kindern in Afrika geführt. Für die Untersuchung zum Tag der Kinderrechte am Samstag haben die SOS-Kinderdörfer, Child Fund, Plan International, Save the Children, Terre des Hommes und World Vision die Gefahren für Kinder während der Pandemie in fünf afrikanischen Ländern untersucht – in Mali, Senegal, Uganda, Kenia und Äthiopien.

Anstieg von Hunger, Armut und Existenzängsten

„Das Ergebnis ist eindeutig: Der Anstieg von Hunger, Armut und Existenzängsten in den Familien führt unmittelbar dazu, dass auch die Gewalt gegen Kinder zunimmt und die Gefahr von Ausbeutung steigt“, erklärte Christian Neusser, Kinderrechtsexperte der SOS-Kinderdörfer, am Freitag. In Kenia beispielsweise hätten mehr als 60 Prozent der befragten Kinder angegeben, unter häuslicher Gewalt zu leiden. Als Gründe für die Eskalation seien vor allem Verzweiflung und Überforderung der Eltern in ihrer prekären Lage genannt worden. Gleichzeitig seien Unterstützungsangebote weggefallen. „Wenn Schulen und Betreuungseinrichtungen geschlossen sind, können sich Kinder keine Hilfe holen und bleiben von Schutzprogrammen ausgeschlossen“, so Neusser.

Auch die Kinderarbeit ist laut der Studie aufgrund der Pandemie in die Höhe gegangen. Um die Existenz der Familien zu sichern, verrichteten Kinder oft schwere körperliche und gefährliche Arbeit, etwa in der Landwirtschaft oder in Bergwerken, müssten sich prostituieren oder betteln gehen. Die finanzielle Not der ärmsten Familien infolge der Pandemie habe außerdem zu deutlich mehr Zwangs- und Frühverheiratungen geführt, die vor allem Mädchen gefährdeten. Befragte männliche Jugendliche in einer Region in Mali hätten berichtet, dass sämtliche Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren, die sie kannten, während der Krise verheiratet wurden.

„Studie zeigt: Für viele Kinder ist das Leben unsicherer und gefährlicher geworden“

„Die Studie zeigt: Für viele Kinder ist das Leben unsicherer und gefährlicher geworden“, ergänzte Neusser. Für einen besseren Schutz vor Gewalt sei es wichtig, Kinderschutzsysteme in den Gemeinden aufzubauen, präventiv im familiären Umfeld zu wirken, mithilfe von Aufklärungskampagnen das Bewusstsein für die Rechte von Kindern zu stärken und Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. Auch Deutschland könne mehr für die Verwirklichung von Kinderrechten weltweit leisten und zum Vorreiter werden, fügte der Experte hinzu: „Ein wichtiger und notwendiger Schritt dahin ist es, jetzt Kinderrechte zügig im deutschen Grundgesetz zu verankern. Kinderrechte sollten darüber hinaus ein klares Leitbild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sein.“

KNA