Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat die Gläubigen dazu aufgerufen, in ihrem Leben Platz für „Wüstenzeiten“ zu schaffen.
Augsburg – Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat die Gläubigen dazu aufgerufen, in ihrem Leben Platz für „Wüstenzeiten“ zu schaffen. Meier schreibt in einem Hirtenbrief zum Ende des Kirchenjahres am Hochfest Christkönig (Sonntag), die wichtigen Dinge gingen nicht virtuell, sie passierten analog: „Dazu gehören Glaube, Hoffnung und Liebe. Damit diese drei in uns wachsen können, brauchen wir Wüstenzeiten: Tage und Wochen(enden) ohne Handy, Computer und andere Medien.“ Regelmäßige „Wüstentage“ brächten ans Licht, wie es um das Christsein und die Kirche stehe, so der Bischof weiter. „Daher mein Rat: Lasst Euch in die Wüste schicken!“
Jesus ist nach seiner Taufe in die Wüste gegangen
Meier erinnert an Jesus, der nach seiner Taufe in die Wüste gegangen sei und sich dort vom Heiligen Geist im Sinne eines „spirituellen Navigationssystems“ 40 Tage lang habe umherführen lassen. Jesus habe sich der Wüste gestellt. „Der Sohn Gottes und König des Himmelreichs will nicht sich selbst in den Mittelpunkt rücken, sondern Gott allein die Ehre geben, 40 Tage in der Wüste lernen für seine Hingabe bis zum Tod am Kreuz.“ Die Wüste sei ein Ort der Klärung, ein Raum, wo Gott zur Sprache komme. Sie stelle vieles – auch sicher geglaubte und überlieferte Sätze – infrage. „Doch in der Schule der Wüste geht es weniger um Wissensinhalte, sondern vielmehr um Lebensweisheit.“
In der Wüste scheide Jesus die Geister, sodass eine Entscheidung im Heiligen Geist reifen könne, erklärt Meier. „Unser kirchliches Handeln sollte ein Echo dieser Entscheidung sein. Welche Schlüsse haben wir aus dem Jahr der Barmherzigkeit (2015/16) gezogen, das Papst Franziskus ein Herzensanliegen war? Barmherzigkeit sollte zum Lebensstil der Kirche werden.“ Eine barmherzige Kirche muss Meier zufolge „mehr bieten als die Einladung zur Beichte, den Barmherzigkeitsrosenkranz und den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit. Erbarmen gehört zur DNA der Kirche, da Gottes Name selbst Barmherzigkeit ist.“
„Ihr seid keine Sündenböcke“
Der Bischof ergänzt an die Gläubigen gerichtet: „Ihr seid keine Sündenböcke, die man in die Wüste treibt. Ich sehe es anders: Die Wüste ist kein ‚toter Punkt‘. Im Gegenteil: Die Wüste lebt. Die Wüste verwandelt. Es kommt der Tag, an dem die Wüste neu erblüht. Brechen wir – wie Jesus – in die Wüste auf, danach folgt der Durchbruch!“