Bätzing fordert „radikale Umkehr“ der Kirche

 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, fordert von seiner Kirche eine “radikale Umkehr”.
 Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, fordert von seiner Kirche eine "radikale Umkehr". Das Dilemma sei: "Wir können weder das Alte einfach fortschreiben noch komplett in Neuem aufgehen", schreibt der katholische

Bischof Geprg Bätzing –© Synodaler Weg/Maximilian von Lachne

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, fordert von seiner Kirche eine “radikale Umkehr”. Das Dilemma sei: “Wir können weder das Alte einfach fortschreiben noch komplett in Neuem aufgehen”, schreibt der katholische Bischof von Limburg in einem Gastbeitrag in der evangelischen Zeitschrift “zeitzeichen”.

“Umkehr – vielleicht ist das sogar für uns Bischöfe besonders schwer”, so Bätzing. “Denn wir verstehen uns ja in der Tradition der Jünger, die der Herr persönlich berufen hat.” Das sei eine “fast zweitausendjährige Linie der Tradition und eine Berufung, die einem auch mal zu Kopf steigen kann”, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. “Aber alles unter einer radikalen Umkehr wird der Wucht des auslösenden Skandals und der Dramatik der Entkirchlichung, die wir täglich erleben, nicht gerecht”, schreibt Bätzing.

Er verweist auf den Missbrauchsskandal, der die Kirche seit Jahren beschäftigt. Bätzing: “Wir haben Autorität und Glaubwürdigkeit verloren, aus eigenem Verschulden. Der Skandal sexualisierter Gewalt in unserer Kirche und ihrer Vertuschung ist neben all der Schuld, die wir auf uns geladen haben, ein Ruf zur Umkehr an die Kirche selbst.” Der Blick auf die Nöte von Betroffenen und das erlittene Leid müssten “zum Ausgangspunkt für eine schonungslose Analyse der Realität und der Strukturen werden, in denen Missbrauch überhaupt erst möglich war”, fordert Bätzing.

Die Perspektive sei dabei eindeutig: “Die Kirche der Armen, der Ausgebeuteten, der Ausgenutzten; das ist das Ziel, das Papst Franziskus immer wieder betont und von uns einfordert.” Wenn Kirche nicht für die Menschen da sei, werde sie in der Gesellschaft immer weniger ernst genommen, betont Bätzing und fügt hinzu: “Dann gehen wir als Kirche gegen Null.”

Mit Blick auf den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland sagte er, es gebe in der Weltkirche angesichts des Synodalen Weges “offenbar die Sorge, wir könnten hinsteuern auf eine in sich geschlossene Nationalkirche”, so Bätzing. “Ich kenne unter den Beteiligten am Synodalen Weg niemanden, der das will”, so der Bischof. “Eher ist die Angst vor einer angeblichen Abspaltung der katholischen Kirche in Deutschland von der Weltkirche, vor einem neuen Schisma im Zuge des Synodalen Weges, ein Phantom, das aufgebaut wird, um den Prozess der Umkehr, den wir hierzulande wagen, zu diskreditieren.”