Synodaler Weg: „Versammlung hat geliefert“

Der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche hat sich für weitreichende Reformschritte ausgesprochen. Gregor Podschun, BDKJ-Bundesvorsitzender und Mitglied der Synodalversammlung sieht „deutliche Fortschritte für die katholische Kirche“, aber rasches Handeln sei erforderlich.
Der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche hat sich für weitreichende Reformschritte ausgesprochen. „Die Beschlüsse sind deutliche Fortschritte für die katholische Kirche und notwendige Grundlagen zu systemischen Veränderungen. Ich bin froh, dass sie eine Mehrheit der Synodalen und der Bischöfe erhalten haben. Die Texte nehmen die Ergebnisse der MHG-Studie und der Gutachten zu sexuellem Missbrauch ernst. Insbesondere der Beschluss zum Thema ‚Macht und Gewaltenteilung‘ beinhaltet ein weitreichendes Umdenken zu den Strukturen und Handlungen der katholischen Kirche“, sagte Gregor Podschun, BDKJ-Bundesvorsitzender und Mitglied der Synodalversammlung. Gleichzeitig forderte Podschun, jetzt nicht nachzulassen: „Wir fordern ein rasches Handeln der Bischöfe und Generalvikare zur Umsetzung der Beschlüsse. Denn die Bischöfe können hinter dem beschrittenen Weg jetzt nicht mehr zurückbleiben.“

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck feiert die erfolgreiche Verabschiedung des Handlungstextes „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“ –FOTO: SYNODALER WEG / MAXIMILIAN VON LACHNER

Der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche hat sich für weitreichende Reformschritte ausgesprochen. „Die Beschlüsse sind deutliche Fortschritte für die katholische Kirche und notwendige Grundlagen zu systemischen Veränderungen. Ich bin froh, dass sie eine Mehrheit der Synodalen und der Bischöfe erhalten haben. Die Texte nehmen die Ergebnisse der MHG-Studie und der Gutachten zu sexuellem Missbrauch ernst. Insbesondere der Beschluss zum Thema ‚Macht und Gewaltenteilung‘ beinhaltet ein weitreichendes Umdenken zu den Strukturen und Handlungen der katholischen Kirche“, sagte Gregor Podschun, BDKJ-Bundesvorsitzender und Mitglied der Synodalversammlung. Gleichzeitig forderte Podschun, jetzt nicht nachzulassen: „Wir fordern ein rasches Handeln der Bischöfe und Generalvikare zur Umsetzung der Beschlüsse. Denn die Bischöfe können hinter dem beschrittenen Weg jetzt nicht mehr zurückbleiben.“

Noch Skepsis beim BDKJ

Breiten Raum bei der am Samstag beendeten Synodalversammlung in Frankfurt nahm zudem die Debatte über das Münchner Missbrauchsgutachten und die Aufarbeitung von Missbrauch ein. Gefordert wurden bei dem dreitägigen Treffen in Frankfurt unter anderem eine moderne Sexualmoral einschließlich einer Neubewertung der Homosexualität, die Öffnung des Priesteramtes für Frauen, eine Lockerung der Verpflichtung zur Ehelosigkeit für Priester und ein anderer Umgang mit Macht. Die Debatten fanden in einer intensiven und zugleich sachlichen Atmosphäre statt. Die Voten der Synodalversammlung haben allerdings nur begrenzt Wirkung, weil die meisten der dort angesprochenen Bestimmungen auf Ebene der Weltkirche geregelt sind. Deswegen können sie in Deutschlands nicht anders gehandhabt werden. Einige Papiere gehen zudem noch in weitere Beratungen, bevor sie als verbindlich gelten. Danach muss Rom entscheiden, wie es mit den Empfehlungen umgeht. Über die Umsetzung der Punkte, die vor Ort realisiert werden können, entscheiden die Bischöfe der 27 deutschen Bistümer.

„Ohne eine grundsätzliche Änderung der Machtstrukturen in der katholischen Kirche hat der ‚Synodale Weg‘ keine Zukunft“, betonte Podschun und forderte ebenso wie die „Jungen Synodalen“ nun konkrete Veränderungen in Strukturen und Lehre der katholischen Kirche.
Für den BDKJ bleibe nach der dritten Synodalversammlung auch Skepsis: „Nach wie vor hat die katholische Kirche Nachholbedarf im demokratischen Handeln. Lai*innen, insbesondere junge Menschen, müssen auf allen Ebenen gleichberechtigt beteiligt werden“, sagte Podschun. Er zeigte sich enttäuscht, dass in Rom nicht erkannt werde, „dass der Synodale Weg das Ziel verfolgt, Gewalt und Leid in der Kirche zu verhindern“.

Organisatoren ziehen zufriedene Bilanz

Bereits am Donnerstag, dem ersten Tag des Treffens, hatten die 218 registrierten Synodalen einen Grundlagentext verabschiedet, der eine Akzentverschiebung in der kirchlichen Lehre und Praxis vornimmt. Wichtigste Quellen für Christen sind demnach die Bibel, die Tradition, das Lehramt, die Theologie sowie – und das ist entscheidend und neu – die „Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes“. Papst-Botschafter Nicola Eterovic, der in Frankfurt als Beobachter teilnahm, erneuerte den Appell an die deutschen Katholiken, die Einheit mit der gesamten Kirche zu wahren. Die für 2023 angekündigte Weltbischofssynode müsse auch den Ortskirchen als Maßstab dienen, die sich schon jetzt in ähnlichen Prozessen auf nationaler Ebene befänden. Papst Franziskus spreche zwar sehr oft von Synodalität, warne aber vor „Parlamentarismus, Formalismus, Intellektualismus und Klerikalismus“, so der Nuntius.

Die Organisatoren zogen anschließend vor Journalisten eine zufriedene Bilanz. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte: „Die Versammlung hat geliefert.“ Es gebe jedoch keinen Anlass, sich zurückzulehnen. „Menschenrechte in der Kirche sind erst dann Realität, wenn es Gerechtigkeit für alle Geschlechter gibt.“ Ähnlich äußerte sich der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing. Gleichwohl sei das Treffen erst ein „Zwischenschritt“. Es gehe nicht darum, Texte ohne Wirkung zu produzieren, sondern das konkrete Handeln der Kirche zu verändern.

Bischof Overbeck: „Unser Reformweg ist richtig und hat eine breite Zustimmung erhalten“

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, in der Synodalversammlung Co-Vorsitzender des Forums „Macht und Gewaltenteilung“, zog nach den drei Tagen eine zufriedene Bilanz: „Wir wollen eine glaubhafte Kirche sein, in der Freiheit, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen im Mittelpunkt stehen. So können wir miteinander das Evangelium leben“, sagte Overbeck. Ob Machtteilung, Geschlechtergerechtigkeit, Zölibat oder Sexualmoral: kein Thema, das die Gläubigen heute bewege, sei in Frankfurt ausgespart worden. „Nach guten Diskussionen wurden richtungsweisende Texte mit großer Mehrheit verabschiedet. Unser Reformweg ist richtig und hat eine breite Zustimmung erhalten. Dafür bin ich allen Beteiligten sehr dankbar.“

Wir sind Kirche forderte die Bischöfe auf, zügig mit der Umsetzung von bereits möglichen Reformen zu beginnen. Das betreffe zum Beispiel ein Ende der Diskriminierungen von Personen aufgrund ihrer persönlichen Lebensführung im kirchlichen Arbeitsrecht. Die Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hob unter anderem die Beratungen zu dem Papier hervor, das für Frauen einen Zugang zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche fordert. Mit Blick auf das positive Abstimmungsergebnis in Erster Lesung sprach die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt von einem historischen Moment.

Nach Ansicht des Salzburger Theologen Gregor Maria Hoff unterstreicht der in Frankfurt verabschiedete Grundlagentext zum Thema Macht die Stimmen der Betroffenen von sexuellem Missbrauch. Zwar verzichte das Papier auf die umstrittene Formel von einem „besonderen Lehramt der Betroffenen“, messe ihnen jedoch „ein eigenes Gewicht in der Darstellung der kirchlichen Lehre“ zu, schreibt Hoff in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de. Die vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs soll im September wiederum in Frankfurt stattfinden.

Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick

nsgesamt beriet die die dritte Synodalversammlung von Donnerstag bis Samstag über 14 Papiere. Drei davon wurden in Zweiter Lesung verabschiedet. Elf Texte standen in Erster Lesung zur Debatte und sind deswegen noch nicht beschlossen, auch wenn die jeweiligen Abstimmungsergebnisse Rückschlüsse auf die grundsätzliche Akzeptanz der jeweiligen Anliegen erlauben. Verabschiedet in Zweiter Lesung wurden der Orientierungstext des Präsidiums, der Grundlagentext des Forums „Macht“ und ein Handlungstext zu mehr Mitbestimmung bei der Wahl der Bischöfe. Dafür war in allen Fällen jeweils eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Delegierten und eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe erforderlich.

Der Orientierungstext erreichte eine Zustimmung von 86,41 Prozent bei allen Delegierten und von 71,9 Prozent bei den Bischöfen. Beim Grundlagentext des Forums „Macht“ lag die Zustimmung bei 88,12 beziehungsweise 74,07 Prozent. Beim Handlungstext zur Bischofsbestellung waren es 88,06 beziehungsweise 79,25 Prozent. Das Forum Macht hatte darüber hinaus noch einen weiteren Handlungstext in Erster Lesung vorgelegt, der über Pflichten zur Rechenschaftslegung mehr Vertrauen und Transparenz in den Gemeinden herstellen will. Hierfür sprachen sich 83,52 Prozent der Synodalen aus.

Klarere Regeln im Umgang mit Missbrauchstätern fanden Zuspruch bei 98,87 Prozent der Synodalen

Drei Handlungstexte stellte das Forum zu priesterlichem Leben zur Abstimmung in Erster Lesung: Für mehr Persönlichkeitsbildung und Professionalisierung in der Priesterausbildung sprachen sich 90,9 Prozent der Teilnehmenden aus. Klarere Regeln im Umgang mit Missbrauchstätern fanden Zuspruch bei 98,87 Prozent der Synodalen. Lockerungen bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern befürworteten 85,95 Prozent der in Frankfurt Anwesenden. Aus dem Forum zur Rolle der Frauen kamen in Erster Lesung ein Grundlagentext sowie zwei Handlungstexte zur Abstimmung. Hinter den Grundlagentext stellten sich 85,29 Prozent der Synodalen. Die beiden Handlungstexte, die sich für eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern aussprechen, kamen auf eine Zustimmung von 81,44 Prozent (Papier „Frauen im sakralen Amt“) beziehungsweise 79,51 Prozent (Papier „Diakonat der Frau“).

Das Forum zu Sexualität brachte vier Handlungstexte in die Beratungen ein, ebenfalls alle in Erster Lesung. Der Ruf nach Lockerungen beim kirchlichen Dienstrecht stieß bei 93,3 Prozent der Delegierten auf Zustimmung. Für Änderungen bei der Sexualmoral – vor allem mit Blick auf die Bewertung von Homosexualität und die lehramtlichen Aussagen zu ehelicher Liebe – votierten 85,71 Prozent (Homosexualität) beziehungsweise 84,92 Prozent der Synodalen. Den Wunsch, Segensfeiern für alle Liebespaare zu ermöglichen, teilten 78,16 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dritten Synodalversammlung.

rwm/kna

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