Vor einem Geschworenengericht in Paris hat am Montag der Prozess gegen vier mutmaßliche Hintermänner im Mordfall des Priesters Jacques Hamel begonnen.
Paris – Vor einem Geschworenengericht in Paris hat am Montag der Prozess gegen vier mutmaßliche Hintermänner im Mordfall des Priesters Jacques Hamel begonnen. Er ist bis 11. März 2022 angesetzt. Details vom ersten Prozesstag wurden zunächst nicht bekannt. Drei Männern wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung sowie Mitwisserschaft vorgeworfen. Als wahrscheinlicher Anstifter des Mordes ist in Abwesenheit auch Rachid K. angeklagt, ein bekannter Rekrutierer für Islamisten in Frankreich. Er soll allerdings 2017 im Irak oder in Syrien getötet worden sein.
Der 85 Jahre alte Priester Hamel war im Juli 2016 während der Messe in seiner Kirche in Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen von zwei jungen Islamisten erstochen worden. Die Attentäter, die sich als Mitglieder der islamistischen Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) erklärten, wurden beim Verlassen der Kirche von der Polizei getötet. Der Mord geschah zwei Wochen nach dem Terroranschlag von Nizza, bei dem 86 Menschen starben, und sorgte international für Aufsehen.
Ein damals 86-jähriges Gemeindemitglied wurde gezwungen, den Mord mit einem Mobiltelefon zu filmen, bevor auch er niedergestochen wurde. Papst Franziskus bezeichnete den normannischen Priester Hamel 2016 als „Märtyrer“ und gab vorzeitig Grünes Licht für sein Seligsprechungsverfahren. Seit April 2019 liegt das im Erzbistum Rouen erstellte Dossier bei der zuständigen Behörde in Rom.
Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, der im Prozess als Zivilkläger auftritt, sagte im Interview der Zeitung „La Croix“ (online Montagnachmittag), die Eröffnung bringe zunächst neue Unruhe in die Gemeinde. Alle durchlebten noch einmal das Trauma von damals. Er erhoffe davon aber Gerechtigkeit: „Sind die Angeklagten schuldig? Und wenn ja, welches Verbrechens? Und welche Strafe wird ihnen die Gesellschaft auferlegen?“ Gerechtigkeit müsse auch den Opfern von damals widerfahren. Es gelte, vor Gericht über Fanatismus und über die Motive der Täter nachzudenken, so Lebrun.
Der Vorsitzende der muslimischen Kultus-Vereinigung von Saint-Etienne-du-Rouvray und Präsident des regionalen Islamrates Haute-Normandie, Mohammed Karabila, versicherte im Gespräch mit „La Croix“, seit dem Tag des Attentats stünden „Christen und Muslime zusammen“. Man sei in Gedanken bei den Opfern und hoffe, dass der Prozess Gerechtigkeit bringen werde. Leider müsse sich nach solchen Anschlägen immer wieder die muslimische Gemeinschaft als Ganze rechtfertigen. Die „Sorge vor Stigmatisierung“ sei immer da.