Umweltbischof Lohmann: Müssen Klimaschutz global denken

Der Umweltbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Rolf Lohmann, hat eine „umfassende, globale Perspektive“ für den Klimaschutz angemahnt.
Münster/Bonn – Der Umweltbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Rolf Lohmann, hat eine "umfassende, globale Perspektive" für den Klimaschutz angemahnt. Dazu gehöre auch ein Bewusstsein, dass die Menschen im globalen Süden am stärksten vom Klimawandel betroffen seien und die Unterstützung der Industrieländer benötigten, um sich zu wappnen, erklärte der Münsteraner Weihbischof am Montag. Lohmann äußerte sich anlässlich der ebenfalls für Montag angekündigten Veröffentlichung des zweiten Teils des neuen Berichts des Weltklimarats IPCC.

Umweltbischof Rolf Lohmann (Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer)

Der Umweltbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Rolf Lohmann, hat eine „umfassende, globale Perspektive“ für den Klimaschutz angemahnt. Dazu gehöre auch ein Bewusstsein, dass die Menschen im globalen Süden am stärksten vom Klimawandel betroffen seien und die Unterstützung der Industrieländer benötigten, um sich zu wappnen, erklärte der Münsteraner Weihbischof. Lohmann äußerte sich anlässlich der ebenfalls für Montag angekündigten Veröffentlichung des zweiten Teils des neuen Berichts des Weltklimarats IPCC.

Die Welt müsse dieser Perspektive folgen, die auch Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ ausgearbeitet habe, betonte Lohmann. So seien Klima, Natur und Mensch „zusammenzudenken, etwa hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen der Klimaerwärmung, dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem menschlichen Verhalten“.

„Tiefe Wunden bei den Menschen und in der Landschaft gerissen“

Die Notwendigkeit, sich an den bereits stattfindenden Klimawandel anzupassen, sei inzwischen überall bekannt – „spätestens nach den Dürren der vergangenen Jahre und den Fluten im vergangenen Sommer, die tiefe Wunden bei den Menschen und in der Landschaft gerissen haben“, so der Weihbischof. „Es braucht die Anpassung, um auf die Entwicklungen vorbereitet zu sein.“

Insbesondere die zuletzt stark gestiegenen Energiepreise zeigten, wie wichtig es sei, unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Diese Energiewende müsse „gerecht zugehen“, betonte Lohmann, „sodass nicht die Ärmsten und Schwächsten von erdrückenden Energiepreisen überfordert werden“.

Auch für die Kirche in ihren Diözesen und Pfarreien bleibe zudem der Klimaschutz ein wichtiger Auftrag. Laut Lohmann braucht es auf allen Ebenen „ein noch stärkeres Bewusstsein, dass es in aller Regel einen Unterschied macht, ob Entscheidungen der Nachhaltigkeit dienen oder nicht“. Als Beispiele nannte der Bischof die energetische Sanierung von Gebäuden, Fragen der Mobilität, die Auswahl von Lebensmitteln, die Verpachtung von Kirchenland oder Finanzanlagen. Auch das Engagement von Ehrenamtlichen sei dabei „wichtig und hilfreich“.

Klima-Experten: Zeitfenster für Handeln schließt sich

Der Welt bleibt laut Klimaexperten nur noch wenige Jahre, um die schlimmsten Folgen der Klimaveränderung abzuwenden. Schon bei einer Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad seien zahlreiche Gefahren über die nächsten zwei Jahrzehnte unvermeidbar, heißt es in einem am Montag in Genf veröffentlichten Bericht des Weltklimarats IPCC. Selbst eine zeitweilige Überschreitung dieser Marke mache manche Auswirkungen unumkehrbar. IPCC-Chef Hoesung Lee nannte den Bericht eine „drastische Warnung vor den Folgen der Untätigkeit“.

Das 35-seitige Dokument soll politischen Verantwortungsträgern als Entscheidungshilfe dienen. 270 Forschende hatten dafür 34.000 Einzelstudien ausgewertet. Der Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut, Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe, sprach von eindeutigen wissenschaftlichen Belegen, dass der Klimawandel Leib und Leben von Menschen sowie die Gesundheit des Planeten bedrohe. „Jede weitere Verzögerung konzertierten globalen Handelns wird ein kleines und schnell sich schließendes Zeitfenster für eine lebenswerte Zukunft verfehlen lassen“, sagte Pörtner.

Häufigere Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen überschritten bereits die Toleranzschwellen bestimmter Pflanzen und Tiere, beispielsweise Korallen, heißt es in dem Bericht. Die Wetterextreme träten zeitgleich auf und verursachten eine Folgenkaskade, die immer schwieriger zu managen sei. Es brauche beschleunigtes Handeln zur Anpassung an den Klimawandel und gleichzeitig eine rasche und starke Reduktion der Treibhausgas-Emission.

Der aktuelle Bericht zeige die Verknüpfung von Klima, Artenvielfalt und Bevölkerung und binde Sozial- und Wirtschaftswissenschaften stärker ein als frühere Bewertungen des IPCC, sagte Hoesung Lee. Notwendig seien „sofortiges und ehrgeizigere“ Aktionen. „Halbe Maßnahmen sind keine Option mehr.“ In manchen Weltregionen wird nach den Prognosen der Wissenschaftler keine Anpassung an Klimafolgen mehr möglich sein, wenn die Erderwärmung 2 Grad übersteigt. Derzeit lägen die unternommenen Bemühungen und die nötigen Maßnahmen weit auseinander.

Auswirkungen des Klima-Wandels

Der Bericht unterstreicht auch, dass die Auswirkungen des Klimawandels vor allem die kommenden Generationen treffen. Bei einem globalen Temperaturanstieg um 1,5 Grad würden Kinder, die 2020 zehn Jahre alt oder jünger waren, bis zu ihrem Lebensende viermal häufiger Extremwetterereignissen erleben, eine fünffache Häufigkeit bei einem Anstieg um 3 Grad. Ein 55-Jähriger hätte diese Erfahrung unter keinem angenommenen Szenario zu machen.

Vorgelegt wurde der zweite von drei Teilen des neuen IPCC-Sachstandsberichts. Der erste Teil über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels erschien im August 2021. Der dritte Teil, der Anfang April erwartet wird, soll sich mit politischen, wirtschaftlichen und technologischen Möglichkeiten zur Minderung des Klimawandels befassen. Bereits der erste Teil warnte vor katastrophalen Folgen, wenn die globale Durchschnittstemperatur in den nächsten zwei Jahrzehnten den Wert von 1,5 Grad deutlich überschreiten sollte.

rwm/kna