Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt nach Ende seiner Auszeit für die Öffentlichkeit zunächst abgetaucht.
Köln/Düsseldorf – Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt nach Ende seiner Auszeit für die Öffentlichkeit zunächst abgetaucht. Diesen Samstag findet ein Gottesdienst zum Auftakt der Fastenzeit in Düsseldorf – eigentlich Woelkis zweiter geplanter öffentlicher Auftritt – ohne den Erzbischof statt. Ab kommenden Montag nimmt der Kardinal jedoch an der Frühjahrsvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen teil. Üblicherweise predigt er in diesem Rahmen während eines Gottesdienstes. Auch dieser Auftritt fällt aus. Vergangenen Mittwoch hatte Woelki bereits beim Aschermittwochgottesdienst im Kölner Dom gefehlt.
Der traditionsreiche Gottesdienst in der Johanneskirche findet laut Evangelischer Kirche im Rheinland (EKiR) als Buß- und Friedensandacht statt. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse steht das zerstörte Vertrauen in der Politik (Krieg in der Ukraine), Gesellschaft (Corona-Krise) und Kirche (Missbrauchsfälle) im Mittelpunkt“, hieß es. Präses Thorsten Latzel leitet die Liturgie. Seit Jahren laden sich Katholiken und Protestanten im Rheinland wechselseitig zu Gottesdiensten am Anfang der Passionszeit und des Advents ein. Diese Feiern sollen für die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen stehen.
Auch beim Bischofstreffen im Hintergrund
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hält sich kurz nach seiner Rückkehr ins Amt vorerst weiter in der zweiten Reihe. An der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in der kommenden Woche werde er zwar teilnehmen, sagte der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Donnerstag der Süddeutschen Zeitung. Woelki werde am Mittwoch aber nicht die Frühmesse halten. „Diese wird vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, gefeiert“, so Kopp.
Vom kommenden Montag an treffen sich die Bischöfe vier Tage lang im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen im Erzbistum Bamberg. Die Messe am Mittwochmorgen wäre eigentlich Kardinal Woelki vorbehalten. Bei den zweimal jährlich stattfindenden Bischofsversammlungen halten traditionell die beiden Kardinäle je einen der insgesamt vier Gottesdienste. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx feiert den Gottesdienst am Dienstag. Den Eröffnungsgottesdienst am Montagabend hält der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing. Den Schlussgottesdienst hält der in diesem Jahr gastgebende Bischof, Bambergs Erzbischof Ludwig Schick.
Steinhäuser vertritt Woelki
Der Erzbischof nahm am Mittwoch seine Amtsgeschäfte in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese wieder auf. Gleichzeitig wurde bekannt, dass er dem Papst seinen Rücktritt angeboten hat. Franziskus muss über dieses Gesuch noch entscheiden. Zum Ende seiner Auszeit war die Kritik am Kardinal wieder angeschwollen. Er selbst bat um eine zweite Chance und kündigte Gespräche und Begegnungen an.
Woelki war im Oktober in eine mit dem Papst verabredete „geistliche Auszeit“ gegangen. Vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hatte zu einer Vertrauenskrise in der Erzdiözese Köln geführt. Nach einer Untersuchung erklärte der Papst, Woelki habe in diesem Zusammenhang „große Fehler“ vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Weihbischof Rolf Steinhäuser leitete das Erzbistum bis vergangenen Dienstag als Übergangsverwalter. Er vertritt Woelki nun am Samstag in Düsseldorf.
Anhaltende Kritik
Die Kritik am Kölner Erzbischof und dessen Verhalten hält unterdessen an. „Wenn Kardinal Woelki seinen Amtsverzicht tatsächlich ernsthaft in der Auszeit angeboten hat, dann hätte die Auszeit bis zur Entscheidung des Papstes verlängert werden müssen. Dieser erneute Schwebezustand hilft keinem weiter“, sagte der Bochumer Theologe Thomas Söding, der auch Vizepräsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken ist, dem Neuen Ruhrwort. „Der Vorgang zeigt, wie die verfahren die Situation in Köln ist.“ Woelkis Brief biete „nicht ansatzweise eine Lösung“.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller nennt die jüngste Entwicklung im Erzbistum Köln „ein unwürdiges Spiel“ und „eine Zumutung“, sowohl für Woelki als auch die Gläubigen. „Wir sind jetzt in der nächsten Schleife einer unendliche Geschichte“, sagte Schüller dem Neuen Ruhrwort.
rwm/kna
ZdK-Vize Söding zu Woelki: „Angebot des Amtsverzichts war überfällig“