Der Vatikan hat den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erneut scharf verurteilt. Zugleich warnte er davor, in alte Logiken bewaffneter Konflikte zurückzufallen.
Vatikanstadt – Der Vatikan hat den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erneut scharf verurteilt. Zugleich warnte er davor, in alte Logiken bewaffneter Konflikte zurückzufallen. Auch wenn angesichts der Bilder von Toten, Geflüchteten und zerstörten Städten der Ruf nach bewaffnetem Widerstand verständlich sei, müsse derzeit alles für einen schnellstmöglichen Waffenstillstand getan werden, forderte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Gespräch am Samstag mit Vatican News.
Angesichts der Geschehnisse in der Ukraine sprächen nun viele wieder von Aufrüstung, so der zweite Mann des Vatikan. Neue, riesige Geldsummen würden für die Rüstung bereitgestellt, “die Logik des Krieges scheint die Oberhand zu gewinnen”. Aber Krieg sei “wie ein Krebsgeschwür, das wächst, sich ausbreitet und sich selbst ernährt”. Je länger ein Krieg dauere, umso schwieriger werde es ihn zu beenden.
In seinem jüngsten Telefonat mit dem russischen Außenminister Sergei Lawrow habe er “den Appell des Papstes für einen sofortigen Waffenstillstand wiederholt”, berichtete Parolin. Er habe auf “ein Ende der Kämpfe und um eine Verhandlungslösung des Konflikts” ebenso gedrängt wie “auf die Achtung der Zivilbevölkerung und auf humanitäre Korridore”. Zugleich habe er die “uneingeschränkte Bereitschaft des Heiligen Stuhls für jede Art von Vermittlung bekräftigt, die den Frieden in der Ukraine fördern könnte”, so der Chef-Diplomat des Papstes.
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Leider habe die Welt aus der Geschichte wieder nicht gelernt, sagte Parolin und erinnerte dabei an die Warnungen Papst Johannes Pauls II. (1978-2005), “nicht in den Krieg gegen den Irak zu ziehen”. “Wir sehen die Zustände in diesem Land auch heute noch, fast 20 Jahre nach diesem Konflikt. Wir haben einen Beweis nach dem anderen für die Verwüstungen und die Instabilität, die ein Krieg mit sich bringt, vor unseren Augen”, so der Kardinal.
Bedauerlicherweise sei es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht gelungen, “ein neues System des Zusammenlebens zwischen den Nationen aufzubauen, das über militärische Bündnisse oder wirtschaftliche Vorteile hinausgeht”, kritisierte der Kardinalstaatssekretär. Der aktuelle Krieg in der Ukraine zeige diese Niederlage deutlich.
“Wir sind in einen Strudel geraten, der unabsehbare und unheilvolle Folgen für alle haben kann”, so Parolin auch mit Blick auf soziale, wirtschaftliche und ökologische Folgen in vielen anderen Ländern. Dabei wiederholte er die ausdrückliche Verurteilung jeglicher Atomwaffen, auch deren Besitz, durch Papst Franziskus bei dessen Besuch 2019 in Hiroshima.