Mehr als 1.000 Gläubige beteten nach zwei Jahren Corona-Pause wieder mit dem Ruhrbischof den traditionellen Karfreitags-Kreuzweg auf der Bottroper Halde Haniel.
Mit einem „herzlichen Glück auf“ begrüßte Stadtdechant Jürgen Cleve aus Bottrop die mehr als 1.000 Gläubigen, die am Karfreitag gemeinsam mit Bischof Franz-Josef Overbeck und zahlreichen Vertretern des Bergbaus den traditionellen Kreuzweg auf der Halde Haniel beten wollten. „Mit dem Kreuzweg spüren wir auch dem Leiden unserer Tage nach und welche Möglichkeiten wir als Christen haben, uns für den Frieden einzusetzen.“ Denn: „Wenn wir Jesus nachfolgen, darf es nicht folgenlos bleiben.“
In einzigartiger Weise verbinden die Kreuzweg-Stationen auf der Halde Haniel die biblische Leidensgeschichte Jesu mit der Lebens- und Arbeitswelt der Bergleute. Die 15 Kreuzwegstationen, die von der verstorbenen Künstlerin und Ordensfrau Tisa von der Schulenburg (Schwester Paula), dem Oberhausener Künstler Adolf Radecki und Auszubildenden des Bergwerks Prosper-Haniel geschaffen wurden, gelten als einzigartig in ihrer Art und Präsentation.
Jede Station besteht aus einer Kupfertafel mit je einer Darstellung der Leidensgeschichte Christi und einem Element aus der Arbeitswelt des Bergbaus. Ergänzt werden sie durch Schrifttafeln mit Aussagen bekannter Persönlichkeiten der Kirche. Nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus führt der Verein „Karfreitagskreuzweg auf der Halde e.V.“ mit Unterstützung der RAG-Stiftung die traditionelle Kreuzwegprozession fort
Nach der letzten Station ergriff Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck das Wort und kritisierte in seiner Karfreitags-Predigt die Vereinnahmung des Christentums für den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Den russischen Machthabern gehe es immer wieder um ein christliches Image, so Overbeck in seiner Predigt. „Wäre der russische Präsident aber von der christlichen Botschaft überzeugt, würde er keinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führen. Er nutzt die Religion für seine politischen Zwecke“, wirft der Bischof dem russischen Präsidenten Vladimir Putin vor.
In der Ukraine gebe es dagegen auch „eine Ökumene des Friedens“, betonte Overbeck und verwies auf die katholische, evangelische, griechisch-orthodoxe und die unabhängige ukrainisch-orthodoxe Kirche und ergänzte: „Sogar russisch-orthodoxe Teile der Kirchen in der Ukraine, die mit dem Moskauer Patriarchat verbunden sind, feiern Putin nicht als Befreier, sondern rufen zum Frieden auf.“ Hier gelte sehr eindeutig: „Wer bezeugt, Gott zu lieben, der muss auch die Nächsten lieben!“
Gleichzeitig betonte Overbeck, der auch katholischer Militärbischof ist, dass aufgrund der christlichen Friedensethik ein Recht auf Selbstverteidigung ausgehe. Darum seien Rüstungslieferungen an die Ukraine auch grundsätzlich legitim, betont er. Angesichts der grausamen Realität des Krieges habe das Gebet für Christen „eine Kraft, die über das, was ein Mensch allein tun kann und was Menschen gemeinsam tun können, noch hinausgeht”. Overbeck: „Jedes Gebet um Frieden und Versöhnung ist zugleich auch ein Zeichen vom Glauben an das Gute im Menschen, das am Ende siegt.”