Weiter Debatten um Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche

Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sorgt weiter für Debatten.

Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sorgt weiter für Debatten. Während die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) am Pfingstwochenende ein positives Zwischenfazit zog, regte sich erneut Unmut im Erzbistum Köln. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, verurteilte unterdessen jene Seelsorger, „die ihre geistliche Autorität missbrauchen und Menschen, die ihnen unterwegs im Glauben anvertraut sind, zu eigenem Nutzen verzwecken“.

Rund anderthalb Jahre nach ihrer Gründung konnte die von den Bischöfen eingesetzte UKA mit Stand von Ende Mai über insgesamt 1.136 Anträge entscheiden. Dabei seien Anerkennungsleistungen in einer Höhe von rund 25 Millionen Euro bewilligt worden, sagte die Vorsitzende des Gremiums, Margarete Reske, in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

„Während zum Jahreswechsel 949 Anträge noch unerledigt waren, stehen jetzt unter Berücksichtigung der weiteren Eingänge des Jahres 2022 trotzdem nur noch 676 Anträge zur Entscheidung an“, fügte Reske hinzu. „Der Bestand sinkt also kontinuierlich und ohne Berücksichtigung von neuen Eingängen müsste der jetzige Bestand dieses Jahr zu schaffen sein.“

Im Erzbistum Köln gibt es offenbar weiter Diskussionsbedarf zur Aufarbeitung von Missbrauch. Der wiedergewählte Vorsitzende des Diözesanrates, Tim Kurzbach, nannte es einen Fehler, dass niemand aus der Kirchenleitung Verantwortung übernommen habe. „Wir sagen das auch in dem Wissen, dass die schreckliche Geschichte des Missbrauchs noch nicht vollständig erzählt ist, dass noch vieles unentdeckt und vor allem nicht aufgearbeitet ist“, so Kurzbach bei der Vollversammlung des Diözesanrats.

In Deutschlands mitgliederstärkstem katholischen Bistum hat sich vor allem an der Aufarbeitung des Missbrauchs eine Vertrauenskrise entzündet. Deshalb ging Erzbischof Rainer Maria Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Bei seiner Rückkehr Anfang März gab der Kardinal an, dem Papst seinen Rücktritt angeboten zu haben. Zugleich warb er um eine zweite Chance. Über das Rücktrittsgesuch hat der Papst bislang nicht entscheiden.

Anfang Mai verteidigte Woelki den Umgang mit Missbrauchsfällen: „Sie können mal auf unsere Internetseite gehen und Sie finden, glaube ich, keine Diözese, die ein so gutes und transparentes Gutachten mit Blick auf Missbrauch veröffentlicht hat wie das Erzbistum Köln“, zitierte der „Donaukurier“ den 65-Jährigen.

Was Missbrauch durch Priester in seinen verschiedenen Facetten angerichtet habe und anrichten könne, das sei in der Kirche erst in den vergangenen Jahren und durch die zaghaften, mittlerweile lauter werdenden Stimmen der Betroffenen bewusst geworden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bei der Weihe von zwei Priestern im Dom von Limburg. Missbrauch zerstöre Biografien, so Bätzing. Er lasse den Glauben im Herzen von Menschen ersterben, so dass kaum noch spürbar sei, dass Gott sie liebevoll tragen und fördern wolle.

Von Joachim Heinz (KNA)