Geraubte Reliquie in Amsterdam entdeckt

Der niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand hat einen geraubten Reliquienschrein mit dem „Blut Christi“ der niederländischen Polizei übergeben.

Der niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand hat einen geraubten Reliquienschrein mit dem „Blut Christi“ der niederländischen Polizei übergeben. Er war vor gut einem Monat aus der ehemaligen Benediktiner-Abtei Fecamp in der Normandie gestohlen worden, wie französische Medien (Dienstag) berichteten. Der Kunstliebhaber Brand erklärte, eine anonyme Person habe ihm den Schrein in einer Kiste vor sein Haus in Amsterdam gestellt. Via Twitter dankte er für positive Reaktionen aus aller Welt.

Stücke wohl unverkäuflich

Es handelt sich laut den Berichten um ein etwa 30 Zentimeter hohes Goldkästchen mit zwei kleinen Metallampullen, die angeblich das „Kostbare Blut“ Christi enthalten. In der Holzkiste seien auch andere Gegenstände aus dem Schatz der Abtei gewesen, die zusammen mit dem Schrein in der Nacht zum 2. Juni aus der Sakristei in Fecamp gestohlen worden seien. Dazu gehörten liturgische Kupfertafeln, Heiligendarstellungen und ein verzierter Kelch.

Nach Darstellung Brands, der durch die Aufklärung zahlreicher Kunstdiebstähle Berühmtheit erlangte, habe man ihn bereits wenige Tage nach dem Raub in Fecamp per E-Mail kontaktiert. Die Kontaktperson erklärte demnach, im Auftrag einer anderen Person zu handeln, bei der die Reliquien aufbewahrt würden. Die Täter hätten erkannt, dass die Stücke wohl unverkäuflich seien.

Der Detektiv erklärte, es wäre für die Diebe wohl „zu gefährlich gewesen, die Polizei einzuschalten“. Sein Ruf in solchen Dingen sei dagegen bekannt. Er selbst habe „keinen Zweifel“ an der Echtheit der zurückgegebenen Stücke. Vor einer Bestätigung der Echtheit wollten sich laut der Zeitung La Croix (online Dienstag) weder der neue Bürgermeister von Fecamp, David Roussel, noch der Bischof von Le Havre, Jean-Luc Brunin, äußern.

Reliquie  eine „Erfindung“ des 12. Jahrhunderts

Eine erste Reliquie des „Kostbaren Blutes“ Christi soll kurz vor dem Jahr 1000 in einer Kirche bei Fecamp aufgetaucht sein. Der Überlieferung nach ist sie mit einem sogenannten Blutwunder verbunden. Die Abteikirche von Fecamp, 990 vom normannischen Herzog Richard I. gegründet, erhielt damals die wertvolle Reliquie.

Der Historiker Jacques Le Maho erklärte unlängst, die Volksverehrung für das „Kostbare Blut“ habe aber erst mit der „Erfindung“ einer zweiten Reliquie im 12. Jahrhundert Fahrt aufgenommen. Sie wurde der Überlieferung nach um 1170 bei Wiederaufbauarbeiten der durch einen Brand zerstörten Abtei „entdeckt“ worden. Damals habe es viel Geld gebraucht, um die Kirche wiederaufzubauen, so der Historiker. Und tatsächlich habe es bald mehrere Wunderberichte gegeben; eine einträgliche Wallfahrt habe sich entwickelt, die erst im 14. Jahrhundert einen Niedergang erlebte.

kna