Das katholische Hilfswerk Misereor hat einen fairen Welthandel gefordert. Es sei nicht zukunftsfähig, den eigenen Wohlstand zu Lasten anderer zu sichern, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Dienstag in Berlin.
Berlin – Das katholische Hilfswerk Misereor hat einen fairen Welthandel gefordert. Es sei nicht zukunftsfähig, den eigenen Wohlstand zu Lasten anderer zu sichern, sagte Misereor-HauptgeschäftsführerHauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Dienstag in Berlin. „Unsere Lebensweise und Art zu Wirtschaften führen zu Ungleichheit und Umweltzerstörung“, so Spiegel laut Redemanuskript.
Die europäische Finanz- und Handelspolitik sei eine der Ursachen für Klima- und Hungerkrisen, da sie beispielsweise die Abhängigkeit hungergeplagter Staaten von Lebensmittelimporten vergrößere. Spiegel forderte die Eindämmung von Spekulationen auf Agrarmärkten. Zum Schaden ärmerer Bevölkerungsgruppen werde hier auf steigende Lebensmittelpreise gewettet. Auch müsse eine öffentliche Förderung für großflächige Agrar- und Bergbauinvestitionen auf Kosten kleinbäuerlicher Landwirtschaft beendet werden.
Misereor warf der Bundesregierung vor, bei der Suche nach alternativen Gaslieferanten nicht nachhaltig und fair vorzugehen. Es sei beispielsweise problematisch, dass die Regierung verstärkt Steinkohle aus Kolumbien einkaufen wolle, obwohl bei deren Förderung Umwelt- und Menschenrechtsstandards verletzt würden.
Misereor erhielt im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mit 63,1 Millionen Euro etwas weniger Spenden als im Vorjahr. Insgesamt standen Misereor 2021 demnach einschließlich Geldern des Bundesentwicklungsministeriums 247 Millionen Euro zur Verfügung, die aktuell in 86 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik sowie in Deutschland eingesetzt werden. Misereor unterstützt nach eigenen Angaben mehr als 3.100 Projekte, die von rund 1.800 Partnerorganisationen umgesetzt werden.
Der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe, Prälat Karl Jüsten, äußerte die Sorge, dass die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit durch krisenbedingte Kurzfristigkeiten in den Hintergrund geraten könne. Dies könne zu größeren Migrationsbewegungen und einer Zunahme von Armut führen. Eine Kürzung von entwicklungspolitischen Ausgaben sei verantwortungslos. Jüsten machte sich dafür stark, dass ein Teil des Sondervermögens für die Bundeswehr in zivile Konfliktbearbeitung investiert werde.