Die Krise im Erzbistum Köln spitzt sich zu. Eine geplante Sitzung des Diözesanpastoralrat komme wegen mangelnder Beschlussfähigkeit nicht zustande.
Köln – Die Krise im Erzbistum Köln spitzt sich zu. Eine für Montagabend geplante Sitzung des obersten Beratungsgremiums von Kardinal Rainer Maria Woelki komme wegen mangelnder Beschlussfähigkeit nicht zustande, teilte das Erzbistum Köln mit. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) erfuhr, sagten zahlreiche Mitglieder des sogenannten Diözesanpastoralrats ihre Teilnahme aus Protest gegen Woelki ab. Der Erzbischof hatte in der vergangenen Woche in mehreren Interviews Kritik an seiner Person zurückgewiesen und dabei betont, es gebe neben den Kritikern auch zahlreiche Unterstützer seines Kurses.
Zu den rund 75 Mitgliedern des Diözesanpastoralrats gehören neben den Führungskräften der größten deutschen Diözese Vertreter der Priester, Diakone, Orden und pastoralen Mitarbeiter sowie zehn Laien aus dem Diözesanrat. Nach KNA-Informationen wollten 8 der 10 Laienvertreter und 4 von 5 Repräsentanten der Diakone der Sitzung fernbleiben sowie 10 der 15 Stadt- und Kreisdechanten, also der höchsten Kirchenrepräsentanten auf Stadt- und Kreisebene. Allerdings sind einige Gremienmitglieder auch terminlich verhindert. Umgekehrt haben andere Mitglieder trotz kritischer Vorbehalte ihre Teilnahme zugesagt, da sie in einem Gesprächsabbruch keine Lösung sehen.
Woelki will nach Angaben des Erzbistums die Sitzung im Düsseldorfer Maxhaus am Abend formal eröffnen und dann gleich wieder wegen mangelnder Beschlussfähigkeit schließen. Der Erzbischof stehe dann „allen interessierten Mitgliedern“ des Gremiums für einen Austausch zur Verfügung, den der Psychologe Eberhard Stahl moderiere. Stahl hatte auch schon vergangene Sitzungen des Diözesanpastoralrats moderiert. Bereits angemeldeten Gremienmitgliedern stellt Woelki laut Erzbistum eine Teilnahme frei.
In der Geschichte des Gremiums sei es das erste Mal, dass es nicht beschlussfähig sei, hieß es aus dem Kreis der Stadt- und Kreisdechanten: „Die Frustration über fruchtloses Beraten ist hoch.“ Viele Fragen und Vorwürfe gegen Woelki seien nicht geklärt und die Situation verfahren. Viele Mitglieder wollten nicht dazu beitragen, mit einer Teilnahme an der Sitzung eine „Fast-Normalität“ zu suggerieren.
Thematisch sollte es um die anstehende Strukturreform auf Gemeinde- und Pfarreiebene gehen, wo größere pastorale Einheiten entstehen sollen. Zu Sitzungsbeginn sollte aber darüber beraten werden, ob dies angesichts der aktuellen Situation möglich ist, heißt es in der Einladung. Wenn nicht, sollte es darüber einen Austausch mit dem Erzbischof geben.
Woelki war in der vergangenen Woche in die Offensive gegangen und hatte fünf Medien – darunter der KNA – Interviews gegeben. Darin bemängelte er einen schlechten Kommunikationsstil in der Kirche, wenn man öffentlich übereinander statt miteinander rede. Er kündigte unter anderem an, darüber mit den Stadt- und Kreisdechanten auf ihrer nächsten Sitzung reden zu wollen.
Besonders große Empörung hatte sich an den Ratschlägen von Woelkis Kommunikationsagentur entzündet, für die Nichtveröffentlichung des ersten und vom Erzbischof als mangelhaft erachteten Missbrauchsgutachtens vor zwei Jahren den Betroffenenbeirat auf Linie zu bringen und so sein Überleben im Amt zu sichern. Woelki wies in den Interviews entschieden zurück, er habe Beiratsmitglieder manipuliert.
Zudem zeigte sich Woelki entschlossen, trotz der ausstehenden Entscheidung über sein Rücktrittsangebot an den Papst die Zukunft des Erzbistums gestalten zu wollen. Die Rede von einer Hängepartie wies er zurück: „Was heißt Hängepartie? Das Erzbistum hat einen Bischof und ich tue meinen Dienst. Dazu habe ich den Auftrag des Papstes.“ Vor allem wegen der Missbrauchsaufarbeitung ist im Erzbistum Köln eine Vertrauenskrise entstanden, in die sich vergangenes Jahr der Papst einschaltete.