Die seit einem halben Jahr amtierende Bevollmächtigte des Generalvikars im Bistum Mainz, Stephanie Rieth, hat noch keine Reaktion aus Rom zu ihrem bundesweit neuartigen Amt erhalten.
Mainz – Die seit einem halben Jahr amtierende Bevollmächtigte des Generalvikars im Bistum Mainz, Stephanie Rieth, hat noch keine Reaktion aus Rom zu ihrem bundesweit neuartigen Amt erhalten. „Glückwünsche habe ich keine bekommen aus dem Vatikan“, sagte Rieth (47) am Donnerstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur. Auch eine informelle Reaktion aus Rom habe es bisher nicht gegeben.
Dies überrasche sie „insofern nicht, als diese Neuerung vielleicht noch gar nicht so bekannt ist“. Die Möglichkeit, dieses Amt zu schaffen, liege aber im Rahmen der Gestaltungsvollmacht eines jeden Diözesanbischofs. Es gebe bereits Signale aus anderen Bistümern, ein ähnliches Modell einrichten zu wollen.
Dennoch brauche es Mut dafür, denn es gehe um einen Wandel im kirchlichen Leitungsverständnis. „Dieses Amt ist auf jeden Fall ein Quantensprung, weil es das in dieser Grundsätzlichkeit bisher in Deutschland nicht gegeben hat“, so die Theologin. Denn es beteilige eine nichtgeweihte Person, einen Nichtpriester, an einer der wichtigsten Führungspositionen im Bistum.
Dass es zuletzt aus dem Vatikan Äußerungen gab, die den Reformweg in Deutschland scharf kritisierten, mache sie als engagierte katholische Christin zornig, sagte Rieth. Dennoch glaube sie: „Reform ist möglich, im System.“ Es brauche aber einen langen Atem, fügte sie hinzu. „Als Ziel setze ich mir zum Beispiel nicht das Frauenpriestertum. Daran würde ich mich abarbeiten, auch wenn ich überzeugt bin, dass es das eigentlich bräuchte.“
Rieth sagte mit Blick auf die im März 2023 erwartete Missbrauchsstudie im Bistum Mainz, die Erschütterung werde nicht so sehr wie in Köln oder München in der Fülle der aufgeführten Einzelfälle liegen. „Vielmehr erhoffe ich mir von der Mainzer Studie, dass wir in puncto gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung in eine neue Phase kommen.“ Es gebe Situationen in der Vergangenheit, „bei denen nicht nur die Kirche mit den jeweiligen Missbrauchsfällen befasst war, sondern auch gesellschaftliche ‚Player‘ wie Jugendämter, Behörden und Staatsanwaltschaften“, sagte Rieth. „Es gab kein isoliertes Vorgehen in diesen Fragen.“