Vatikanstadt – Papst Franziskus will den weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche um ein Jahr verlängern.
Vatikanstadt – Papst Franziskus will den weltweiten synodalen Prozess der katholischen Kirche um ein Jahr verlängern. Beim Angelus-Gebet auf dem Petersplatz kündigte das Kirchenoberhaupt überraschend an, die Weltbischofssynode solle im Oktober 2023 und außerdem im Oktober 2024 über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses beraten.
Ursprünglich sollte der 2021 begonnene weltweite synodale Prozess im Oktober 2023 mit einer vierwöchigen Weltbischofssynode in Rom enden. Thema des Beratungen ist die Synodalität der Kirche. Dabei geht es um neue Weg der Teilhabe und der Mitbestimmung an kirchlichen Beratungs- und Entscheidungsprozessen.
Katholische Basis soll stärker an Weltsynode mitwirken
Das Synodensekretariat teilte unmittelbar nach der Ansprache des Papstes am Sonntagmittag mit, die vom Papst gewollte Verlängerung der Beratungen sei von dem Wunsch getragen, nicht nur die Mitglieder der Bischofssynode, sondern „die gesamte Kirche“ an dem Beratungsprozess zu beteiligen. Wörtlich heißt es in dem Kommunique: „Die Synode ist kein Ereignis, sondern ein Prozess. In ihm ist das ganze Volk Gottes aufgerufen, gemeinsam auf das Ziel zuzugehen, das es mit der Hilfe des Heiligen Geistes als Willen Gottes für seine Kirche erkennt.“
Deshalb werde die nun vom Papst in zwei Versammlungen (im Oktober 2023 und Oktober 2024) aufgeteilte Bischofs-Synode „ein Weg im Weg“ werden, damit eine „reifere Überlegung zum größeren Wohl der Kirche“ ermöglicht werde. Das Synodensekretariat werde in den kommenden Wochen darüber beraten, wie die beiden Etappen der Bischofssynode und die Zeit dazwischen organisiert werden sollen. Darüber werde es „zu gegebener Zeit“ eine weitere Mitteilung geben.
Papst spricht mit Spitze der Weltsynode
Papst Franziskus hatte am Freitag die Führungsspitze der Weltsynode zu einem Gespräch im Vatikan empfangen. Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, waren Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech und „Generalrelator“ Kardinal Jean-Claude Hollerich am Freitagmorgen beim Papst. Mit dabei waren auch die beiden Untersekretäre, Bischof Luis Marin de San Martin und Schwester Nathalie Becquart, sowie als Berater der Jesuitenpater Giacomo Costa.
Am Dienstag hatte Franziskus in einer aufsehenerregenden Predigt im Petersdom die katholische Kirche aufgerufen, die Polarisierung in ein konservatives und ein fortschrittliches Lager zu überwinden. Zugleich hatte er das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) als Richtschnur für das Handeln der Kirche beschworen. Die historische Versammlung, die vor 60 Jahren im Vatikan begann, brachte eine Fülle von Reformen in kirchlicher Lehre und Praxis.
Weltsynode folgt der Spur des Konzils
Am Montag hatte das Synodensekretariat in einer Erklärung betont, dass die vom Papst 2019 ausgerufene Weltsynode der Spur des Konzils folge. Die Lehre des Konzils vom Volk Gottes, die auf der „Würde und Freiheit der Kinder Gottes“ basiere, sei auch das Fundament für den weltweiten synodalen Prozess.
In den vergangenen Wochen hatte es in Sozialen Netzwerken vereinzelte Kritik an dem von Papst Franziskus gewollten weltweiten synodalen Prozess gegeben. Dieser könne die dogmatischen und hierarchischen Fundamente der Kirche erschüttern, hieß es warnend aus konservativen Kreisen.
Bedeutung der Synodalität, des Zuhörens und des Dialogs
Zuletzt hatte sich die Vollversammlung der Polnischen Bischofskonferenz am Dienstag und Mittwoch in Kamien Slaski mit dem synodalen Prozess auseinandergesetzt. Auch in ihren Reihen gibt es Skeptiker. Kardinal Grech nahm als Gastredner an der Versammlung teil und warb mit Nachdruck für das Projekt des Papstes.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Schlusserklärung hoben die polnischen Bischöfe die Bedeutung der Synodalität, des Zuhörens und des Dialogs hervor. Zugleich bekräftigten sie, es sei wichtig zu unterscheiden, was wirklich vom Geist Gottes gewollt sei.