Der Kreml ist nach eigenen Angaben grundsätzlich zu Gesprächen mit den USA, Frankreich und Papst Franziskus über die Ukraine bereit.
Genf/Moskau – Der Kreml ist nach eigenen Angaben grundsätzlich zu Gesprächen mit den USA, Frankreich und Papst Franziskus über die Ukraine bereit. „Russland ist offen für alle Kontakte“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut russischen Nachrichtenagenturen. Man müsse aber bedenken, dass Kiew Verhandlungen ausgeschlossen habe.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Papst am Montag bei einem Treffen im Vatikan gebeten, Kreml-Chef Wladimir Putin, den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und US-Präsident Joe Biden anzurufen, damit sie den „Friedensprozess“ für die Ukraine fördern, wie er dem Magazin „Le Point“ sagte. Peskow begrüßte Macrons Vorschlag: „Wenn das alles im Einklang mit den Bemühungen steht, mögliche Lösungen zu finden, dann kann das positiv bewertet werden.“
Russland hatte Anfang Oktober die vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja völkerrechtswidrig annektiert. Mit Raketen und Drohnen greift es seither weiter Orte in der ganzen Ukraine an.
Ebenfalls am Dienstag sprach Patriarch Kyrill von einem „epochalen Kampf zwischen Gut und Böse“. Die Zukunft der menschlichen Zivilisation sei gefährdet, woran der Westen mit seiner Ideologie des Säkularismus sowie die Globalisierung schuld seien, sagte er zur Eröffnung der 24. Sitzung des Weltrussischen Volksrates in Moskau. Solange Russland eine „Insel der Freiheit“ bleibe, werde es auch für den Rest der Welt die Chance geben, „den Lauf der Geschichte zu ändern und das globale apokalyptische Ende zu verhindern“, so Kyrill.
Weiter hob er die Bedeutung der Orthodoxie für Russlands nationale spirituelle Identität hervor. Im säkularen Westen sei es dagegen schon „anstößig“, sich als religiös zu bezeichnen. Dem „schädlichen“ westlichen Einfluss stellte der Patriarch Russland als positives Beispiel gegenüber: „ein moderner Staat mit fortschrittlicher Wissenschaft, Technologie und Bildung, der von einem Präsidenten geleitet wird, der offen seinen Glauben bezeugt“.
Unterdessen verteidigte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca, seinen Besuch beim Moskauer Patriarchen gegen Kritik. „Wir haben unseren Job gemacht“, sagte Sauca am Dienstag zur jüngsten Visite einer Delegation des Weltkirchenrates bei Kyrill I. vergangene Woche. Dabei seien auch kritische Fragen zum Krieg gegen die Ukraine nicht ausgespart worden.
Anders als zumeist in seinen Predigten und sonstigen Äußerungen äußerte sich Kyrill beim Treffen mit Sauca nach ÖRK-Angaben diplomatisch. „Krieg kann niemals heilig sein“, wurde der Patriarch nach der Begegnung zitiert. Religionsführer sollten keinesfalls „Öl ins Feuer gießen, sondern alles in ihrer Macht Stehende tun, um es zu löschen“.
„Wir wollen den Dialog fortsetzen“, betonte Sauca mit Blick auf das Verhältnis zur russisch-orthodoxen Kirche. Die Haltung des ÖRK zum Ukraine-Krieg bleibe indes klar: Bereits in den vergangenen Monaten habe der Weltkirchenrat die „Invasion“ eindeutig verurteilt. Dem Dachverband ÖRK gehören rund 350 christliche Kirchen und Gemeinschaften aus mehr als 100 Staaten an.