Klimakonferenz beendet: „Bleibt hinter dem Notwendigen zurück“

Nach der Klimakonferenz COP27 sehen Politiker und Hilfsorganisationen weiterhin dringenden Handlungsbedarf. Das Ergebnis sei „hinter dem Notwendigen“ zurückgeblieben, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Sonntag in Berlin.
Berlin – Nach der Klimakonferenz COP27 sehen Politiker und Hilfsorganisationen weiterhin dringenden Handlungsbedarf. Das Ergebnis sei "hinter dem Notwendigen" zurückgeblieben, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Sonntag in Berlin. Dies sei "extrem bitter".

Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe sowie Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung e.V. –Foto: BfdW

Nach der Klimakonferenz COP27 sehen Politiker und Hilfsorganisationen weiterhin dringenden Handlungsbedarf. Das Ergebnis sei „hinter dem Notwendigen“ zurückgeblieben, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Sonntag in Berlin. Dies sei „extrem bitter“.

Klimakonferenz einigt sich auf Fonds zum Ausgleich von klimabedingten Schäden

Als erfreulich würdigte Lemke die Einigung auf einen Fonds zum Ausgleich von klimabedingten Schäden in den ärmsten Ländern. Auch sei die Botschaft angekommen, dass Klimaschutz auf den Schutz der Natur und auf intakte Ökosysteme angewiesen sei. Die Klimakrise, die Verschmutzungskrise und die Krise des Artenaussterbens hingen miteinander zusammen und könnten nur gemeinsam gelöst werden.

Zuvor hatte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) eine gemischte Bilanz der Konferenz gezogen. Der Ausgleichsfonds markiere den Beginn eines neuen Kapitels in der Klimapolitik. Zudem sei am Ziel festgehalten worden, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, erklärte sie. Die Welt verliere jedoch Zeit, weil kein Ausstieg aus fossilen Energien beschlossen worden sei.

Misereor würdigt „Loss and Damage Fonds“ als ermutigendes Zeichen

Das katholische Hilfswerk Misereor würdigte den „Loss and Damage Fonds“ als ermutigendes Zeichen. Ob man sich der dramatischen Situation von Menschen im Globalen Süden wirklich annehmen werde, „werden harte Verhandlungen im Aufbau des Fonds zeigen“. Er müsse mit frischem Geld gefüllt werden, seine Programme müssten besonders vulnerable Gruppen in den Blick nehmen, mahnte Misereor-Klimaexpertin Anika Schroeder. Auch müssten Zuwendungen als Schenkungen erfolgen statt wie bislang in Form von Krediten.

Es sei „nicht akzeptabel, dass keine weiteren Fortschritte hin zu einem 1,5-Grad-kompatiblem Emissionspfad“ erzielt worden seien. Ein überwältigender Anteil der Staaten habe sich zur Abkehr von fossilen Rohstoffen bekannt, so Schroeder. Die „fossile Industrielobby“ habe jedoch erschreckend viel Boden gewonnen.

„Grund zum Jubeln besteht nicht“

Als „historischen Durchbruch“ bezeichnete das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt die Einigung auf den Klimafonds. Grund zum Jubeln bestehe jedoch nicht, sagte Brot-für-die-Welt-Präsidentin Dagmar Pruin. Es handle sich um einen „längst notwendigen Schritt von Industriestaaten, ihre Verantwortung anzunehmen“. Nun müsse zügig geklärt werden, wie der Fonds umgesetzt und ausgestattet werden solle.

Die Ergebnisse zum Klimaschutz bezeichnete die Klimaexpertin der Organisation, Sabine Minninger, als „sehr enttäuschend“. Es sei „absurd, sich auf einem Klimagipfel nicht zum Ende der Fossilen zu bekennen“. Die Staaten, die dies blockiert hätten, sollten entsprechend in den Klimafonds einzahlen. Auch die Hilfsorganisation Care forderte ein Zahlungssystem, „das die Verursacher der Klimakrise in die Pflicht nimmt“.

WWF: Auf Klimakonferenz nur auf Behandlung von Symptomen geeinigt

Der WWF Deutschland beklagte, die Vertragsparteien hätten sich auf eine Behandlung von Symptomen geeinigt, „aber nicht darauf, die Ursachen abzustellen“. Die Kluft zwischen dem, was notwendig wäre, und den gesetzten Zielen sei „nach wie vor enorm. Noch größer ist die Kluft zwischen den erklärten Zielen und der tatsächlichen Umsetzung“, sagte die Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, Viviane Radddatz. Die starken Impulse, die die Bundesregierung und die EU gegeben hätten, müssten sich nun „zu Hause entsprechend niederschlagen“.

Von Paula Konersmann (KNA)