Nach dem Staatsrechtler Stephan Rixen verlässt ein weiteres Mitglied die Aufarbeitungskommission für das Erzbistum Köln.
Köln – Nach dem Staatsrechtler Stephan Rixen verlässt ein weiteres Mitglied die Aufarbeitungskommission für das Erzbistum Köln. Auch die ehemalige nordrhein-westfälische Staatssekretärin Marion Gierden-Jülich habe ihre Mitarbeit in dem Gremium beendet, berichtete die „Kölnische Rundschau“ am Dienstag (Online). Gierden-Jülich und Rixen waren beide von der nordrhein-westfälischen Landesregierung in die Kommission geschickt worden.
Gierden-Jülich sagte der Zeitung, sie habe „durchaus Vertrauen in die Arbeit der anderen Kommissionsmitglieder“. Andere Probleme der Erzdiözese überlagerten jedoch die Arbeit des Gremiums. „Die Situation im Erzbistum ist so, dass wir unsere Arbeit nicht in Ruhe machen können.“ Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist seit Monaten mit einer Vertrauenskrise konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Vorwurfs falscher eidesstattlicher Versicherungen.
Am Montag hatte Rixen seine Mitgliedschaft in dem Gremium beendet und damit auch den Vorsitz niedergelegt. Seine anfänglichen Zweifel an einer unabhängigen und effektiven Arbeit des Gremiums hätten sich bestätigt, sagte er zur Begründung. Ein Gespräch der Kommission mit Woelki in der vergangenen Woche habe bei ihm ein „massives Störgefühl“ hinterlassen. „Mir fehlt das Vertrauen, dass eine Aufarbeitung, die auch Kardinal Woelki selbst betrifft, wirklich gewünscht ist“, so Rixen. Sein Eindruck sei, dass die Mehrheit in der Kölner Kommission vor allem Woelki schützen und nicht mit der Führungsspitze des Erzbistums in Konflikt geraten wolle.
Auf den Rückzug Rixens reagierte die Kommission mit Verwunderung. „Dies kam für alle sehr überraschend“, teilte diese am Dienstag mit. Die Landesregierung kündigte unterdessen an, den Posten Rixens nachzubesetzen.
Die Mitglieder der Kommission – darunter Vertreter des Bistums, Betroffene und Experten etwa aus Justiz und Verwaltung – werden teils von der Kirche und teils von der Landesregierung benannt sowie alle vom Ortsbischof berufen. Darauf hatten sich die Bischöfe mit dem früheren Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, geeinigt.