Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für eine Weitung des katholischen Verständnisses von Familie aus.
Essen – Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für eine Weitung des katholischen Verständnisses von Familie aus. „Familie ist da, wo mit Kindern gelebt wird“, sagte er im Weihnachtsinterview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) von Donnerstag. Klassisch bedeute Familie im katholischen Sinne „Vater, Mutter, Kind und Ehe“, bestätigte der Bischof. Er halte es aber für schwierig, völlig unkritisch an nur einer Idealform von Familie festzuhalten. In keinem Modell seien Stabilität und Geborgenheit garantiert.
Der Bischof schlug vor, vom Wohl der Kinder auszugehen, wenn man von Familie spricht. „Von diesem Standpunkt aus können auch andere Konstellationen beschrieben werden.“ Auch wenn die meisten Menschen Familie als eine Beziehung von Vater, Mutter und Kindern lebten, sei damit nicht ausgesagt, dass Familie ausschließlich so gelingen könne. Heute werde in vielen Familienformen Verantwortung übernommen – für Kinder sowie für die Partnerin oder den Partner.
Overbeck sprach auch über homosexuelle Paare, die laut katholischer Lehre in Sünde leben. Die Frage, ob sie dennoch gute Eltern sein können, beantwortete der Bischof mit der Gegenfrage: „Warum sollten sie es nicht sein?“ Statt zu moralisieren gehe es darum, „gemeinsam Perspektiven für eine gute Seelsorge aller Familienmodelle mit allen darin lebenden Menschen zu entwickeln“.
Seine eigene Familie trifft der Ruhrbischof am zweiten Weihnachtsfeiertag. Dann feiere er einen Gottesdienst in seiner Heimat Marl, wo er zusammen mit einer Schwester in einer traditionsreichen Landwirtschaftsfamilie aufwuchs.